Im April 2020, mitten im ersten Corona-bedingten Lockdown, haben wir unsere kleine Serie #sogehtesweiterbei begonnen. Darin erzählten Restaurator:innen von ihrer aktuellen beruflichen – und manchmal auch privaten – Situation während der Pandemie und den damit verbundenen Auswirkungen. Inzwischen, rund sieben Monate später im November, haben wir uns an Abstandsregeln, Maskentragen und Videokonferenzen gewöhnt in der Hoffnung, dass die zweite Covid-19-Welle glimpflich verläuft. Wir wollten wissen, wie es unseren Serienheld:innen in der Zwischenzeit ergangen ist und haben uns telefonisch erkundigt.
Christian Huber
„Meine anderthalbjährige Tochter und ich kommen gerade vom Arzt und sind auf direktem Weg in die häusliche Quarantäne, weil es Kontakt mit einem Corona-Infizierten gegeben hat. Mit dem Arbeiten wird es die nächste Woche wohl nichts. Ansonsten hat sich trotz einiger Verzögerungen durch öffentliche Auftraggeber im Großen und Ganzen kaum etwas verändert. Nachdem sich die Entschleunigung, die ich auch genießen konnte, während des ersten Lockdowns im Sommer etwas ins Gegenteil verkehrt hat, wird jetzt alles erneut langsamer. Obwohl ich als Angestellter in Teilzeit in einer komfortablen Lage bin, geistert doch die Frage im Kopf, was wohl nächstes Jahr werden wird?“
Christina von Buchholtz
„Wir hatten Glück, denn wir haben über eine Ausschreibung der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg einen Großauftrag bekommen. Das Bild, an dem wir seit August arbeiten, misst 2,38 x 2,15 Meter, das Abstandhalten ist also gar kein Problem, auch wenn wir zu mehreren daran sitzen. Wir haben zudem etliche Privataufträge, auch von Neukunden, erhalten. Oft war das mit dem Wunsch verbunden, den Auftrag noch in diesem Jahr fertigzustellen. Wir vermuten, dass dies mit der gesenkten Mehrwertsteuer zusammenhängt. Wir haben sehr viel gearbeitet und tun dies immer noch, auch weil wir nicht wissen, wann wieder so viel zu tun sein wird. Normalerweise kommen jetzt im Herbst die Ausschreibungen, aber in dieser Hinsicht gibt es bisher nicht viel.“
Marlene Husung
„Der Umzug in unseren Neubau steht im Frühjahr 2021 an und wir planen derzeit die Umsetzung der Corona-Maßnahmen mit Einbahnstraßen, Abstandsgeboten und Acrylglaswänden. Aktuell hat sich nicht viel geändert, außer dass unsere Ausstellung während des Lockdowns bis einschließlich 30.11.20 geschlossen ist. Alle Mitarbeiter:innen in der Restaurierung sind da – wir müssen ja beim Original bleiben – aber wir tragen konsequent unsere Masken, wenn wir im Haus unterwegs sind, lüften gut und achten darauf, dass die maximal zugelassene Anzahl von Personen im Raum eingehalten wird. Bei der Umsetzung der Maßnahmen machen alle gut mit. Wir nutzen auch weiterhin die digitalen Möglichkeiten. Unsere Wochenabstimmung etwa läuft gemischt ab, jeweils zwei in nebeneinanderliegenden Büros plus eine Person von zu Hause. Technisch sind wir gut ausgestattet, aber wir haben jetzt noch Bedarf an Kameras angemeldet, damit die Qualität bei den Videokonferenzen konstant gut ist.“
Viola Costanza
„Am Ende des Sommersemesters konnten wir noch zwei Praxisblöcke nachholen, die ausgefallen waren. Momentan ist klar, dass in diesem Wintersemester ein Praxistag pro Woche stattfinden wird. Ich fand das Online-Studium anstrengender und meinem Eindruck nach wurde auch mehr gefordert in den Prüfungsleistungen, zum Beispiel gab es mehr Hausarbeiten oder öfter kleine Tests nach jeder Stunde. Für eine Klausur wurde uns einmal ein Materialienset zugeschickt. Es ging um das Thema Bindungslehre und es musste eine unbekannte Gewebeprobe analysiert werden. Andererseits habe ich auch viel gelernt, etwa was meine Zeiteinteilung betrifft und dass die tägliche Fahrzeit wegfiel war auch angenehm. Der soziale Kontakt fehlt allerdings total.“
Robert Hartmann
„Bei uns sind alle Projekte, bis auf die öffentlichen Präsentationen, weitergelaufen. Es gibt zwar vereinzelt Verzögerungen, aber wir wollen unbedingt vermeiden, dass es zu Ausfällen kommt. Eigentlich wollten wir Schloss Wörlitz nach der Restaurierung in einem öffentlichen Akt würdevoll in Betrieb nehmen, aber das konnte in der geplanten Form leider nicht stattfinden, es gab nur einen Pressetermin. Jetzt sind wir mit unseren Schlössern in der regulären Winterpause, die geht bis März. Zum Tag der Restaurierung (11.10.2020) haben wir das Borkenhäuschen und das Chinesische Haus im Schlosspark Oranienbaum geöffnet, die konnten in kleinen Gruppen besichtigt werden. Wir hatten an beiden Objekten um die 70 Besucher, damit waren wir sehr zufrieden.“
Alexandra Czarnecki
„Es gibt Positives zu berichten, obwohl wir bei der Öffnung der Friedrichswerderschen Kirche nach nur einer Woche wieder den Schlüssel umdrehen mussten. Aber da es eine Dauerausstellung ist, wird die Öffentlichkeit sie früher oder später zu sehen bekommen. Mit der Werkstatt sind wir ins Bode-Museum umgezogen und ich habe jetzt ein großes Atelier, worüber ich sehr glücklich bin. Die Restaurierungsarbeiten an der Prinzessinnengruppe gehen auch weiter, die Förderung läuft für ein weiteres Jahr. Auf die Kontaktvorschriften, die sich zwischendurch immer mal änderten, haben wir flexibel und entspannt reagiert. Wir haben Video- und Telefonkonferenzen genutzt und haben uns auch mal draußen oder in der leeren und gut gelüfteten Galerie getroffen. Dass es mit der Arbeit in der Alten Nationalgalerie immer weiterging haben wir auch der Ernst von Siemens Kunststiftung zu verdanken. Während einer kurzzeitigen Haushaltssperre haben sie unkompliziert und unbürokratisch geholfen. Und auch im aktuellen Fall der Ölanschläge kam bereits Unterstützung von der Stiftung für die Restaurierung.“
Birgit Engel-Bangen
„Die Soforthilfe hat mir gut über die Monate geholfen. Aktuell ist die Perspektive ganz gut, ich bin verhalten optimistisch, aber nicht euphorisch. Corona hat vieles verlangsamt, Gespräche, die angestanden hätten, haben sich verzögert, Privatkunden sind weniger geworden und auch die Kirche als Auftraggeber muss sparen. Wir hatten uns im Team vorgenommen mehr im Bereich Marketing zu tun. Das haben wir auch gemacht mit einer Postkartenaktion, die Homepage kommt als nächstes dran. Digitalisierung finde ich bei vielen Gelegenheiten genial, aber eine Besprechung am Objekt kann das nicht ersetzen, die muss als Ortstermin stattfinden.“
Dorothee Fobes-Averdick und Linda Schäfer-Krause
„Bei uns hat sich nicht viel verändert. Wir hatten noch größere Aufträge vom letzten Jahr, die waren fix. Dann kamen noch ein paar Privataufträge hinzu und für nächstes Jahr gibt es schon Sachen in der Warteschleife, die sich aber verzögern könnten. In der Werkstatt sind wir maximal zu dritt, tragen Mundschutz, wenn wir uns begegnen, lüften regelmäßig und essen nicht mehr gemeinsam. Wir sind etwas angespannt, wenn wir an die kommenden Jahre denken. Bisher ist bei den Privatkunden immer noch die Bereitschaft vorhanden, aber wir wissen nicht, wie es sich bei den Museen und anderen öffentlichen Auftraggebern entwickelt.“