Restauratoren in der Corona-Krise #sogehtesweiterbei – Christina von Buchholtz

In Zeiten der Corona-Krise wollen wir einen Blick auf restauratorische Arbeitsplätze werfen. Wie ergeht es den Restauratoren „da draußen“, die freiberuflich oder angestellt arbeiten in den Ateliers, Museen, Denkmalämtern, Baustellen oder im Home-Office?

12.06.2020: Wie es nach der akuten Phase der Corona-Pandemie weitergeht, diese Frage ist für viele der selbstständig arbeitenden Restauratoren im Land ein wichtiges und oft bedrückendes Thema. Wann wird sich die Auftragslage normalisieren? Wie lange lässt es sich improvisieren und an welchen Stellen kann noch gespart werden?

Auch Christina von Buchholtz stellt sich diese Fragen und schwankt zwischen Optimismus und skeptischem Blick in die Zukunft. Mit ihren Kolleginnen Ursula Fuhrer und Caroline Walther, die genau wie sie selbst als Diplom-Restauratorinnen für Gemälde und gefasste Skulpturen selbstständig tätig sind, teilt sie sich ein Restaurierungsatelier in Stuttgart. Die in der Werkstatt anfallenden Fixkosten werden aufgeteilt, ebenso ein großer Teil der Aufträge. Zu den Auftraggebern der gut laufenden Werkstatt gehören Museen und Hochbauämter, Institutionen wie Schlösser und Gärten sowie Galerien und zu einem kleinen Anteil Privatpersonen.

„Zu Beginn der Corona-Krise konnten wir uns noch recht gut arrangieren“, sagt Christina von Buchholtz. Auf einer großen Baustelle in Salem habe man sich mit allen 18 dort tätigen Restauratoren so gut gemeinschaftlich geeinigt, dass alle weiterarbeiten konnten. „Dann hatten wir noch Aufträge im Atelier abzuarbeiten und haben viele Dokumentationen erstellt. Corona-Soforthilfe habe ich nicht beantragt, da ich einige Rechnungen schreiben konnte und gehofft habe, damit über die Runden zu kommen.“

Selfie aus dem Atelier im Restaurierungszentrum Stuttgart. Links hinten Caroline Walther, rechts Ursula Fuhrer und vorne Christina von Buchholtz.

In den folgenden Wochen wurde es jedoch immer schwieriger. Zwar gab es Aufträge, aber der Lockdown verhinderte die Arbeit an den Werken. „Baustellen kamen ins Stocken, weil es in der Nähe keine Übernachtungsmöglichkeit gab und es schwierig wurde mit den Mahlzeiten. Die Angestellten der Ämter durften auch keine Dienstreisen machen und konnten sich die Baustellen nicht anschauen. Teilweise hatten wir auch Aufträge von Museen, aber wir konnten dort nichts abholen, weil die Museumsleute Kontaktverbot mit Personen von außen hatten. Ein großes Projekt der Staatsgalerie Stuttgart ging nicht voran, weil die Vorstellungsgespräche auf Eis gelegt waren.“ Hinzu kam, dass Einnahmequellen wie Kurierfahrten oder Ausstellungsauf- und -abbau ebenfalls wegfielen. „Der Auftrag vom Eigentümer einer Privatsammlung, während dieser Zeit die gesamte Sammlung durchzuschauen, war zwar schön, aber auch die große Ausnahme.“

Mehrfach hatten die Restauratorinnen Museen, mit denen sie bereits länger zusammenarbeiten, angeschrieben und auf die Förderlinie der Ernst von Siemens Kunststiftung aufmerksam gemacht. Mit deren Hilfe können antragstellende Museen Aufträge an freie Restauratoren vergeben. Darauf gab es jedoch leider keine Reaktion von den Museen.

Die Stimmung im Team sei zwar immer noch recht gut und „nur jammern bringt ja auch nichts“, sagt Christina von Buchholtz, „aber in den nächsten ein bis zwei Jahren wird es wahrscheinlich nicht positiv aussehen.“ Man hoffe nun darauf, dass die Ausschreibungen langsam angekurbelt würden und dass die Museen wieder Aufträge nach außen vergeben. „Wir werden uns auch bemühen kreativ zu werden, mehr Akquise machen, unsere Stammkundschaft ansprechen und über das hinausdenken, was wir bisher gemacht haben. Die Solidarität ist zu spüren.“

Wie ergeht es Ihnen als Restaurator während der Corona-Pandemie? Schreiben Sie uns an oeffentlichkeitsarbeit@restauratoren.de.

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