Restauratoren in der Corona-Krise #sogehtesweiterbei – Robert Hartmann

In Zeiten der Corona-Krise wollen wir einen Blick auf restauratorische Arbeitsplätze werfen. Wie ergeht es den Restauratoren „da draußen“, die freiberuflich oder angestellt arbeiten in den Ateliers, Museen, Denkmalämtern, Baustellen oder im Home-Office?

03.05.2020: „Bei uns hat es wegen Corona keinen Arbeitsabbruch gegeben“, sagt Robert Hartmann. Der Diplom-Restaurator im Fachbereich Möbel und Holzobjekte hat als Referatsleiter in der Baudenkmalpflege der Kulturstiftung Dessau-Wörlitz genug zu tun, denn auf den Baustellen geht die Arbeit wie gewohnt weiter. „Allerdings hat sich insbesondere der Kontakt mit den Kollegen, die im Home-Office arbeiten, verändert. Es wird viel mehr verschriftlicht und per E-Mail geregelt. Da merkt man, dass es im persönlichen Gespräch oft einfacher ist.“

In der Stiftung Dessau-Wörlitz arbeiten fünf angestellte Restauratoren. Davon sind zwei für die Gemälde und die Sammlung im Schlossmuseum zuständig und drei sind in der Baudenkmalpflege tätig. „Wir restaurieren nicht nur, sondern betreuen auch die Arbeiten während der Bauphase. Hülle und Objekt, also hier die Raumfassung mit dem Interieur, sollten aus restauratorischer Sicht gemeinsam betrachtet werden.“ Zwar entfielen derzeit die üblichen Dienstbesprechungen, erzählt Robert Hartmann, da sich höchstens zwei Personen in einem Raum aufhalten dürften, aber Bauberatungen im Freien seien möglich.

Robert Hartmann im Gartenreich Dessau-Wörlitz. Im Hintergrund der Wörlitzer See mit der „Rousseau-Insel“.

Regelmäßig beauftragt die Kulturstiftung auch selbstständige Restauratoren mit Restaurierungsleistungen. Immerhin müssen neben den derzeit fünf Schlössern, die zum Gartenreich Dessau-Wörlitz gehören, auch etliche denkmalgeschützte Einzelbauwerke betreut werden. Umso erfreulicher, dass gerade jetzt fünf Restaurierungsprojekte an Werkstätten vergeben werden konnten, mit denen die Kulturstiftung teils schon seit vielen Jahren zusammenarbeitet. „Das haben wir der Ernst von Siemens Kunststiftung zu verdanken“, sagt Robert Hartmann, „die kurzfristig eine neue Förderlinie aufgelegt und uns eine Summe von 22.500 Euro bewilligt hat. Damit können Objekte, die durch die Trockenheit im letzten Sommer besonders in Mitleidenschaft gezogen wurden, restauriert werden. Das sind neun Holztafeln, ein Gemälde, ein Messingleuchter und ein Schmuckrahmen.“ Mit der neuen Förderlinie will die Ernst von Siemens Kunststiftung besonders diejenigen Freiberufler unterstützen, die derzeit durch die Schließung der Museen ohne Aufträge dastehen.

Dass außerdem die Restaurierung von Schloss Wörlitz – ein Großprojekt, dass die Restauratoren die letzten 20 Jahre beschäftigt hat –  in der letzten Phase vor Corona gerade noch so fertiggestellt werden konnte, freut Robert Hartmann ganz besonders. „In diesem bedeutenden klassizistischen Bau wurde ein besonders hoher Anteil an originaler Substanz in der Ausstattung gerettet.“ Allerdings musste die Tagung, die er mit dem VDR zu diesem Thema für April organisiert hatte, vorerst verschoben werden. „Das ist traurig für uns alle, aber besonders bitter für eine Kollegin, deren Lebenswerk die Arbeit an Schloss Wörlitz darstellt.“ Zurzeit ist das Organisationsteam mit dem VDR im Gespräch, um eventuell im nächsten Jahr einen neuen Tagungstermin zu finden.  

Wie ergeht es Ihnen als Restaurator während der Corona-Pandemie? Schreiben Sie uns an oeffentlichkeitsarbeit@restauratoren.de.

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