Michael Hörrmann über die Bezahlung der Restaurator:innen in der Schlösserverwaltung Baden-Württemberg „Es lag eine Diskrepanz zwischen Leistung und Bezahlung vor“

Im September 2022 erreichte den VDR die erfreuliche Nachricht, dass die bei den Staatlichen Schlössern und Gärten Baden-Württemberg angestellten Restaurator:innen nun deutlich besser bezahlt werden. Diese Höhergruppierung einer Gruppe von Restaurator:innen, die als Angestellte einer Schlösserverwaltung nach dem (veralteten) Tarifvertrag der Länder bezahlt werden, geht mit einer veränderten Bewertung ihrer Arbeit einher und ist ein wichtiges Signal. Wie kam es dazu? Der VDR sprach mit Michael Hörrmann, einem der beiden Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg. 

Wie sind die Restaurator:innen der Staatlichen Schlösser und Gärten jetzt eingruppiert?

Michael Hörrmann: Alle unsere acht Restaurator:innen sind jetzt in die Entgeltgruppe 13 eingruppiert, denn sie haben einen Aufgabenzuschnitt, der diese Bezahlung rechtfertigt. Die allermeisten haben einen Masterabschluss, aber entscheidend ist nicht so sehr der Abschluss, sondern die tatsächliche Tätigkeit. Jetzt sind sie Mitarbeiter:innen im höheren Dienst und werden genauso bezahlt wie die Konservator:innen. 

Warum wurde die Höhergruppierung notwendig?

Michael Hörrmann: Entscheidend waren die mittelfristige Sicherung der Arbeitsqualität. Mein Geschäftsführerkollege Manuel Liehr und ich standen von zwei Seiten unter Druck. Zum einen konnten wir den jungen Restaurator:innen, die als Volontär:innen zu uns kamen, keine guten Konditionen für einen Arbeitsplatz nach dem Volontariat anbieten. Zugleich bestand die Gefahr, dass auch die bereits angestellten Restaurator:innen in die innere Immigration absinken würden, wenn sich nichts verbessern würde. Die Arbeitsplatzzufriedenheit war zuletzt deutlich gesunken. Diesen Teufelskreis galt es zu durchbrechen. 

Wann wurde Ihnen klar, dass etwas passieren muss bezüglich der Eingruppierung der Restaurator:innen?

Michael Hörrmann: Auslöser für mich waren Gespräche mit den Restaurator:innen so um 2016, in denen mir die Problematik erst klar wurde. Ich habe zunächst gesagt „was soll ich machen? So ist halt der Tarifvertrag, den kann ich auch nicht ändern“. Die Kolleg:innen haben jedoch deutlich gemacht, dass sie bezahlt werden wie in einem handwerklichen Beruf, dies aber auf ihre Tätigkeit als Restaurator:innen längst nicht mehr zutrifft. Was sie machen ist Restaurierungsmanagement, etwa wenn sie Fremdbeauftragungen ausschreiben und überwachen. Sie leisten Herausragendes und ohne die Restaurator:innen könnten die Staatlichen Schlösser und Gärten ihren Kernauftrag gar nicht durchführen.

Wie gestaltete sich dann der Prozess der Höhergruppierung?

Michael Hörrmann: Der begann 2017 und es war tatsächlich ein langer Kampf. Es hat viele Hintergrundgespräche gegeben, um für den Tatbestand eine zunehmende Sensibilität zu erreichen, vor allem bei unserer übergeordneten Behörde, dem baden-württembergischen Finanzministerium. Anders als im Tarifvertrag für die Angestellten von Bund und Kommunen, der sehr viel aktueller die Arbeit der Restaurator:innen beschreibt, gilt für uns immer noch der veraltete Tarifvertrag für die Länder aus dem Jahr 1968. 

Entscheidend für unsere Argumentation war, dass bei den Restaurator:innen eine nicht sachgerechte Diskrepanz zwischen Leistung und Bezahlung vorliegt. Die Lösung war, dass wir die Arbeitsplatzbeschreibungen überprüfen und aktualisieren mussten, so dass die Stellenbeschreibung der tatsächlichen Arbeit entsprach. Das wiederum, kann man sich vorstellen, war ein längerer Prozess. Wichtig war vor allem, in den Bemühungen nicht nachzulassen und 2022, nach fünf Jahren, ist dann endlich der Knoten geplatzt.

Ist seitdem eine Veränderung zu spüren?

Michael Hörrmann: Die Restaurator:innen arbeiten weiterhin so exzellent wie vorher auch, aber wir  haben selten in so glückliche Gesichter gesehen, als wir die Ernennungsurkunden überreichen durften.

Michael Hörrmann, einer der beiden Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg (Foto: SSG Baden-Württemberg)



Vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Gudrun von Schoenebeck von der VDR-Online-Redaktion.

1 Comment

  1. Veröffentlich von Silas Ploner am 24. November 2022 um 9:33

    Ein wunderbares Vorbild – hoffentlich auch für andere Schlösserverwaltungen. Vielen Dank!

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