Was bewegt junge Restaurator:innen dazu sich selbstständig zu machen? Welche Hoffnungen, Wünsche und Ängste haben sie? Wie viel Mut gehört zur Selbstständigkeit? Über diese Themen sprechen wir mit jungen Freiberufler:innen in unserer neuen Serie „stark_gegründet“. In der zweiten Folge sprechen wir mit Julica Ebeling und Eliza Seifert.
Gründerinnen: Julica Ebeling, Eliza Seifert – Duvar Restaurierung
Gründungsjahr: 2016
Unternehmenssitz:
Berlin
Rechtsform: Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR)
Fachrichtung und besondere Kenntnisse:
Architekturfassungen und Wandmalerei
Studium:
B.A. und M.A. an der FH Potsdam (Abschluss 2016)
Web-Präsenz:
https://duvar-restaurierungen.de
Social Media:
Facebook, Instagram
Warum haben Sie sich zur Gründung entschlossen?
Julica Ebeling: Der endgültige, recht spontane Entschluss erfolgte während eines laufenden Projektes, bei dem wir freiberuflich für einen Restaurator arbeiteten. Wir hatten unseren Zusammenschluss zwar schon lange geplant, bereits im Laufe des Studiums Werkzeuge angeschafft, uns einen Namen für die Firma überlegt und ein Logo entworfen, aber wollten eigentlich nicht direkt nach dem Masterabschluss loslegen. Der leitende Restaurator des laufenden Langzeitprojektes konnte das Objekt nicht zu Ende begleiten und wir wurden gefragt, ob wir die Arbeiten zu Ende führen könnten. Voraussetzung war eine Firma als Auftragnehmer.
Eliza Seifert: Dann ging alles ganz schnell, wir haben eine private Unternehmungsgründungsberatung bezüglich der passenden Rechtsform gemacht, sind zum Finanzamt, haben ein paar Bögen ausgefüllt und wir waren eine GbR.
Wie kam es dazu, dass Sie sich zu zweit zusammengetan haben? Hätte es auch eine Alternative zur GbR gegeben?
Eliza Seifert: Wir haben uns bereits im Vorpraktikum 2009 kennengelernt und seitdem viel zusammengearbeitet. Unsere ehemaligen Chefs haben uns damals schon gerne zusammen eingesetzt, weil wir uns so gut ergänzt haben. Wir sind in Teilen sehr verschieden und das eignet sich für eine produktive Zusammenarbeit sehr gut. Uns wurden früh Aufgaben zugeteilt, bei denen wir selbstständig arbeiten mussten und Verantwortung trugen. Auch unser Studium haben wir zeitglich absolviert. Wir empfinden es beide als großes Glück, dass wir uns so gut verstehen und so gut zusammenarbeiten können.
Julica Ebeling: Eine Alternative zur GbR wäre eine GmbH gewesen. Da es damals ziemlich schnell gehen musste und wir z.B. keine Bilanzierung machen wollten, die zukünftige Auftragslage unsicher war und wir die Gewinnausschüttung nach Auftragslage machen wollten, haben wir uns für eine GbR entschieden. Die private Haftung der GbR ist sicher ein Risikofaktor, den man bei der Wahl der Rechtsform bedenken sollte.
Welche, auch mentale, Hürden mussten Sie möglicherweise überwinden?
Eliza Seifert: Hürden in dem Sinne nur, dass wir sofort ins kalte Wasser gesprungen sind und erstmal lernen mussten, wie man mit Auftraggebern und Baubeteiligten umgeht, wie man richtig Angebote kalkuliert, verfasst und Projekte plant. Zu Beginn wurde unsere Unwissenheit teilweise ausgenutzt und wir wurden ein, zwei Mal nicht voll ausgezahlt.
Julica Ebeling: Uns hat es ziemlich geärgert, dass wir im Studium auf viele betriebswirtschaftliche Dinge nicht vorbereitet wurden. Daher haben wir angefangen uns weiterzubilden, das Gründungsseminar und das Vergabeseminar des VDR besucht und auch andere Workshops gemacht. Zudem sind wir weiterhin auch als Subunternehmerinnen tätig und profitieren immer noch von der Erfahrung von selbstständigen Restauratoren, die schon länger tätig sind. Dafür sind wir auch sehr dankbar. Seit 2019 bzw. 2021 sind wir beide Mütter und lernen nun unseren Berufsalltag mit Kindern zu bestreiten.
Wie machen Sie Werbung und Akquise für Ihr Unternehmen?
Julica Ebeling: Unser Akquiseplan liegt schon lange bereit, kam aber bisher nie zum Einsatz. Die Auftragslage ist seit unserer Gründung ausreichend gut, sodass wir nicht das Bedürfnis haben, weitere Kunden direkt zu akquirieren. Unsere Website haben wir 2017 professionell erstellen lassen und wir halten unsere Social-Media Accounts bei Instagram und Facebook aktiv. Für ein professionelles Auftreten haben wir immer Visitenkarten dabei. Wir denken, dass generell in unserer Branche ein gutes Netzwerk wichtig ist. Viele Aufträge kommen auf Empfehlung und durch das Zusammenarbeiten mit artverwandten Gewerken und Kollegen.
Wie kann der VDR als Berufsverband junge Gründer:innen unterstützen?
Eliza Seifert: Vor allem in den ersten Jahren bzw. vor dem Start würde man sich über mehr Fortbildungsangebote zum Rechnungswesen freuen. Auch zu den Themen Baurecht und Projektmanagement gibt es wenige Kurse in unserem Bereich. Wichtig ist die Förderung für die Erstellung sicherer Angebote und rechtssicherer Verträge, um die Bezahlung seitens der Auftraggeber sicher zu stellen.
Wie würden Sie Ihren Kolleg:innen Mut zur Gründung machen?
Julica Ebeling: Habt keine Angst vor ein bisschen Risiko und traut euch. Wenn man sein Unternehmen organisch wachsen lässt, kann bei einer Gründung nicht viel passieren. Kleinere Projekte ohne großes Auftragsvolumen können nicht so schnell verkalkuliert werden und lassen sich zunächst selbst bearbeiten.
Eliza Seifert: Falls einem der Stress, der Aufwand und die Zeit zu viel werden, kann man jederzeit abbrechen. Nach einer gewissen Sicherheit in der Selbstständigkeit können dann irgendwann Mitarbeiter hinzukommen und größere Projekte angenommen werden, oder eben nicht. Das kann man alles ganz gut steuern, sodass man finanziell nie in große Bedrängnis kommt.
Vielen Dank für das Gespräch. Die Fragen stellte Gudrun von Schoenebeck aus der VDR Online-Redaktion.
Web-Convention „Frauensache: Unternehmen gründen“
Der Bundesverband der Freien Berufe (BFB) und die Zeitschrift „emotion“ laden zu einer zweiteiligen Web-Convention „Frauensache: Unternehmen gründen“ ein. Der erste Teil fand am 17.02.2022 statt, am 17.03.2022 (Programm) folgt der zweite Teil. Der BFB und „emotion“ möchten Frauen, die sich mit dem Weg in die Selbstständigkeit und der Unternehmens-Gründung konkret befassen, gemeinsam unterstützen.
#webconvention #gründerinnen
Die Teilnahme ist gratis, hier gibt es weitere Informationen.