Gründungsmitglieder berichten Jubilare berichten: 40 Jahre Fachgruppe Möbel und Holzobjekte

In diesem Jahr feiert der Verband der Restauratoren (VDR) das 40-jährige Jubiläum der Fachgruppe Möbel und Holzobjekte. Diese wurde zunächst in der Arbeitsgemeinschaft des technischen Museumspersonals gegründet, aus der die Arbeitsgemeinschaft der Restauratoren (AdR) hervorging. 2001 ging die Fachgruppe in den VDR über. Der engagierten Gruppe ist es zu verdanken, dass die Restaurierung von Möbeln und Holzobjekten entscheidend weiterentwickelt wurde, wie ein ausführlicher Bericht von Dr. Ralf Buchholz et al. zeigt.

Von den Gründungsmitgliedern und ehemaligen Fachgruppensprechern wollten wir von der VDR-Onlineredaktion unter anderem wissen, wie sich die Ausbildung in den zurückliegenden vier Dekaden ihrer Ansicht nach gewandelt hat und an welche ergreifenden Momente sie sich erinnern.

Unsere Fragen beantwortet haben der Initiator der Fachgruppe Martin Marquardt (Stuttgart), Gründungsmitglied Horst-Dieter Jach (Braunschweig) sowie die ehemaligen Fachgruppenvorsitzenden Hans-Werner Pape (Berlin), Bernhard Kügler (München), Dr. Ralf Buchholz und Carola Klinzmann (Kassel).

 

Wie lange sind Sie schon Restaurator?

Martin Marquardt: Seit 1976.
Horst-Dieter Jach: Seit 1973, 35 Jahre im Braunschweigischen Landesmuseum bis zur Rente, nebenberuflich seit 1966.
Hans-Werner Pape: 43 Jahre, davon 36 Jahre aktiv als Restaurator für Möbel und Holzobjekte.
Bernhard Kügler: Schwer zu sagen. Bereits 1985/86 habe ich als Praktikant, dann als „Restaurator“ gearbeitet. Eine geregelte Ausbildung dazu habe ich 1988 begonnen.
Ralf Buchholz: Seit 1987, also mittlerweile 32 Jahren!
Carola Klinzmann: Was zählt? Auch das Vorpraktikum? 1988 habe ich mit dem Vorpraktikum der Restaurierung begonnen und 1997 meinen Diplom-Abschluss gemacht. Seitdem sind es also 22 Jahre oder 31, wenn das Vorpraktikum, Studium etc. mitzählen.

Das Anschreiben der ersten Initiative von 1978, die zur Gründung der Fachgruppe führte.


In 40 Jahren hat sich die Ausbildung sicherlich gewandelt. Wie war Ihr Ausbildungsweg?

Martin Marquardt: Ich machte zunächst eine Lehre zum Schreiner, dann den Meister im Schreinerhandwerk und Holztechniker. Danach stieg ich am Landesmuseum Württemberg in Stuttgart unmittelbar als Restaurator und Werkstattleiter ein.
Horst-Dieter Jach: Zunächst durchlief ich eine Bau- und Möbeltischlerlehre, als Geselle in der Abteilung „Aufarbeitung historischer Möbel“. Es folgte ein Praktikum im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg und ein sogenanntes Privatstudium Anatomie und Mikroskopie des Holzes und Lack-Polituren-Bestimmung im Wilhelm Klaudiz Institut für Holzforschung bei Herrn Dr. Böttcher.
Hans-Werner Pape: Auf eine Tischlerlehre mit Gesellenprüfung von 1964 bis 1976 folgten bis 1974 ein Fachhochschulstudium in der Fachrichtung Architektur, Studienrichtung Innenarchitektur mit einem Diplom als Ingenieur. 1976 begann ich ein Volontariat in den Restaurierungswerkstätten des Germanischen Nationalmuseums unter Leitung von Dr. Thomas Brachert und war von 1977 bis 1980 in derselben Werkstatt als Restaurator für Möbel und Holzobjekte angestellt. Parallel studierte ich 1976/77 an der Universität Erlangen-Nürnberg Kunstgeschichte (ohne Abschluss), und legte 1978 die Meisterprüfung im Schreinerhandwerk ab. Mit einem Studium an der Universiät Bamberg, bildete ich mich in der Fachrichtung Denkmalpflege weiter (ohne Abschluss) und nahm fortwährend an diversen Fortbildungsveranstaltungen teil.
Carola Klinzmann: Mein Ausbildungsweg war klassisch zu der Zeit in der Mitte der 1980er Jahre: Vor meinem Studium der Restaurierung an der Fachhochschule in Köln absolvierte ich eine dreijährige Tischlerausbildung sowie an­­schließend ein drei­­einhalbjähriges Praktikum in der Restaurierung Möbel/Holzobjekte.
Bernhard Kügler: Im Anschluss an eine Schreinerausbildung (1979 bis 1982) folgten diverse Praktikumsjahre und Tätigkeiten bevor ich zwischen 1988 und 1991 eine Ausbildung zum staatlich geprüften Restaurator für Möbel und Holzobjekte an der staatlich anerkannten Fachakademie des A.R. Goering Instituts e.V. München absolvierte. Von 2004 bis 2006 legte ich die Diplomprüfung im externen Verfahren an der Fachhochschule Potsdam ab.
Ralf Buchholz: Eine Tischlerlehre und dann vier Jahre unbezahltes Museumsvolontariat. Nebenbei studierte ich Kunstgeschichte (ohne Abschluss). Erst spät folgten ein berufsbegleitendes Diplom-Studium und 2011 bis 2015 das Promotionsstudium an der Universität Hamburg.

 

Männer der ersten Stunde: Horst-Dieter Jach und Horst Krause.

Bitte vervollständigen Sie den Satz: Möbel und Holzobjekte zu konservieren und restaurieren ist für mich …

Martin Marquardt:Beruf und Hobby!
Horst-Dieter Jach: … ein hohes Gut historisches Kulturgut zu bewahren.
Carola Klinzmann: … eine herausfordernde und tolle Lebensaufgabe.
Bernhard Kügler: … eine höchst anspruchsvolle, abwechslungsreiche und erfüllende Tätigkeit.
Hans-Werner Pape: … die Erfüllung in meinem Berufsleben!
Ralf Buchholz: … eine große Freude und Berufung!

 

Was war für Sie persönlich das spannendste Ereignis seit Gründung der Fachgruppe?

Hans-Werner Pape: Die Fachtagung 1990 in Berlin mit der Teilnahme der vielen Kolleginnen und Kollegen aus der ehemaligen DDR und der besonderen Vereinigung unserer Fachgruppen aus Ost und West.
Martin Marquardt: Überwältigender als die Gründung selbst war für mich ebenfalls die erste gesamtdeutsche Tagung der Fachgruppe im AdR 1990 in Berlin als wir die Kolleginnen und Kollegen aus Ostdeutschland kennenlernten, zum Beispiel Hans Michaelsen. Der Austausch war mir ein Bedürfnis.
Carola Klinzmann: Die Tagung 1990 in Berlin war für mich als Praktikantin und frisches Mitglied im Restauratorenverband, der damaligen AdR, ein Schlüsselerlebnis. Damals war es gar keine Frage, ob man Mitglied im Verband wird – es war selbstverständlich! Während der Tagung im Kunstgewerbemuseum Berlin fand die Ausstellung „Schatzkästchen und Kabinettschrank“ statt. Mich beeindruckten sehr die tollen Führungen der Restauratoren über die Konstruktionen und die Restaurierungsmaßnahmen der Möbel. Das ist haften geblieben. Da wollte ich hin: Untersuchen, Restaurieren, Präsentieren…
Persönlich sehr aufregend und spannend für mich war, als Vorsitzende der Fachgruppe selbst, die Organisation der Tagung in Würzburg 2015 zu dem Thema „Transparente Oberflächen auf Holz“, die Redaktion der dazugehörigen Publikation sowie die Tagung in Kassel zwei Jahre später „Im Wandel der Zeiten – Möbel um 1800“.
Ralf Buchholz: Natürlich das Seminar 1990 nach der Grenzöffnung und für mich die erste Möbeltagung überhaupt. Und dann die geniale große Fachtagung 2016 in der Residenz Würzburg – die Treppen unter Tiepolo hinauf und dann phantastische Vorträge und beste Stimmung!
Horst Dieter Jach: Die Anerkennung der Ausbildung „staatlich geprüfter Restaurator-innen“ am Goering-Institut München.
Bernhard Kügler: Bei mir war es meine erste Teilnahme an einer kleinen Exkursion der Fachgruppe in Bad Homburg und das Kennenlernen der „gestandenen“ Restauratoren. Auch der Übergang der Fachgruppe bzw. des AdR und der anderen Verbände in den VDR gehört zu den spannendsten Momenten.

Wolfram Bangen, Helge Bartsch und Carola Klinzmann (v.l.n.r.) waren bis 2018 Sprecher der Fachgruppe Möbel und Holzobjekte. Auf sie folgten Wolfram Bangen, Prof. Dr. Angelika Rauch und Christian Huber, die bis heute die Sprecher sind.

Kommen Sie zum 40-jährigen Jubiläum nach Nürnberg?

Martin Marquardt: Ich komme.
Carola Klinzmann:
Ja, selbstverständlich.
Bernhard Kügler: Selbstverständlich!
Hans-Werner Pape: Ja, ich komme zu der Tagung in Nürnberg.
Horst-Dieter Jach:
Leider nein. Zu dem Termin bin ich nicht in Deutschland.
Ralf Buchholz: Natürlich!

 

Weiterführende Information:

 

Im Münchener Goering Institut: Mechthild Baumeister mit Alfred R. Goering.

Im Rahmen der Möbeltagung „Ein Stück Alltag im Mai“ (9.-11. Mai 2019) würdigt der VDR die Leistungen der Fachgruppe Möbel und Holzobjekte mit den Jubilaren:

  • Martin Marquardt (Gründungsmitglied und Initiator der Fachgruppe)
  • Erich Werwein (Gründungsmitglied)
  • Horst-Dieter Jach (Gründungsmitglied)
  • Eckehard von Schierstaedt (ehem. Sprecher der Fachgruppe Möbel und Holzobjekte)
  • Hans-Werner Pape (ehem. Sprecher der Fachgruppe Möbel und Holzobjekte)
  • Dr. Ralf Buchholz (ehem. Sprecher der Fachgruppe Möbel und Holzobjekte)
  • Bernhard Kügler (ehem. Sprecher der Fachgruppe Möbel und Holzobjekte, Institutsleiter des Goering Instituts in München)
  • und Carola Klinzmann (ehem. Sprecherin der Fachgruppe Möbel und Holzobjekte).

 

Im Jahr 2000 veröffentlichte die AdR einen Sonderdruck zum 20-jährigen Bestehen der Fachgruppe, in der die jüngere Geschichte der Möbelrestaurierung beleuchtet wird: M. Marquardt, E. Werwein, E. von Schierstaedt, H.-W. Pape und R. Buchholz: Schon Geschichte! 20 Jahre Fachgruppe „Möbel und Holzobjete“ in der AdR, in: Arbeitsblätter für Restauratoren, Heft 2/2000, S. 181-190 (Sonderdruck als PDF).

 

Mehr zur Verbandsgeschichte der ATM und AdR ist außerdem nachzulesen in: Rolf Wihr: Vierzig Jahre AdR (ATM) – Das Werden eines Berufes und seiner Organisation, in: Spannungsfeld Restaurierung, AdR-Schriftenreihe Heft 2/1976.

 

 

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