Restauratoren-Hacks Ich packe meinen Koffer – und nehme mit …

Verpackungsimprovisation für Fallen.

In unserer Serie mit Lifehacks gewähren Restaurator:innen Einblick in ihre Werkzeug- und Materialkisten. Im vierten Teil zeigt Antje Zygalski, wie sie für das Schädlingsmanagement auf ausländischen Grabungen ein praktisches und günstiges Verpackungssystem entwickelt hat.

Koffer #4

… befindet sich wiederholt in Köln – aber nur wenn er nicht in Luxor (Ägypten) auf archäologischen Grabungen steht und gehört der Freiberuflerin und restauratorischen Leiterin Antje Zygalski. 

„Aufgrund der Lagerung aller Funde vor Ort (inklusive hunderter organischer Funde) in Kombination mit dem Umstand einer undichten Lagerungsräumlichkeit mussten ein Monitoring und regelmäßige Inspektionen eingeführt werden, um die anwesende Fauna als Schädling oder Nicht-Schädling zu bestimmen. Dies brachte aber gleichzeitig mehrere Herausforderungen mit sich: 

a) Die Klebefallen müssen von der Grabungsstätte ins Grabungshaus transportiert werden, da täglich nur ca. 7 Stunden Zugang zur Stätte gewährt werden und Auswertungsarbeiten daher im Büro des Grabungshauses stattfinden. Die Klebefallen dürfen dabei nicht mit sich selbst oder mit anderen Fallen verkleben. 

b) Vertreter der Fauna Nordafrikas müssen von Spezialisten bestimmt und daher Exemplare nach Deutschland transportiert werden (um diese dann wiederum an Entomologen zu senden).

c) Das Equipment sollte so günstig wie möglich ausfallen, da einerseits die universitäre Grabung die begrenzten Gelder adäquat auf verschiedene Positionen aufteilen muss (z.B. auch Honorare, Reise- und Übernachtungskosten) und andererseits während des Flugtransportes bereits Beschädigungen und sogar Verlust von Equipment dokumentiert wurde.

1. Verpackungsimprovisation für Individuen:

Die Verpackungen mussten verschiedene Möglichkeiten umfassen: sowohl Trocken- als auch Nasslagerung (z.B. für die Zygentoma-Vertreter oder Larven) und auch für verschiedene Individuengrößen. Daher habe ich im Laufe der Jahre eine Kombination von Billig-Gläschen von Tedi (herzlichen Dank an Verena Rossmann für diesen Tipp), Billig-Kunststoffdöschen von Tedi und Reaktionsgefäßen (auch als „Eppendorf-Gefäße“ bekannt) entwickelt. Alle Einzelverpackungen werden zudem in einer Billig-Kunststoffschachtel von Tedi gelagert.“

Transportverpackungssystem für Individuen (Foto: A. Zygalski)

Für die Reduzierung der Einwirkung physikalischer Kräfte während des Transports wird innerhalb der Nasslagerung das Verdickungsmittel Glyzerin beigegeben und innerhalb der Trockenlagerung wird zwischen Vliesstoff und Watte gebettet. Um die Schimmelbildung während der Trocknung der lebend gesammelten Individuen zu minimieren/zu unterbinden werden bei Trockenlagerung zusätzlich Silika-Perlen beigefügt.

Lagerungsverpackungssystem für gesammelte Individuen. Ansammlung mehrerer Jahre nach der Sortierung nach Relevanz. (Foto: A. Zygalski)

2. Verpackungsimprovisation für Fallen: 
Für den Transport der auszuwertenden Fallen wurde ein Handelskarton in den Ausmaßen gewählt, der die Fallentiefen und -breiten berücksichtigt und dieser zusätzlich mit fadenverstärktem Papierklebeband gesichert. Das Innenleben wurde mit Balsaholz-Stäbchen an beiden Seiten ausgekleidet, welche in ihren Abständen zueinander passgenau zugeschnittene dicke Kartonplatten aufnehmen können. Die Balsa-Stäbchen fungieren dabei als Bodenträger für die losen Kartonplatten, wodurch die Fachgröße individuell an die Fallenhöhe angepasst werden kann.

Transportverpackungssystem für Fallen (Foto: A. Zygalski)

Klebefallen, welche ausschließlich aus einer Klebefläche bestehen werden mit Foldback-Klammern an der Kartonplatte befestigt.

Transportverpackungssystem für Fallen (Foto: A. Zygalski)

Während der An- und Abreise nach Ägypten wird der „Fallentransport-Karton“ für die Aufnahme von weiterem notwendigen Equipment verwendet: neben unbenutzten Fallen z.B. Bestimmungshilfen, Dokumentationsbuch, Werkzeuge etc.“

Für weitergehende Informationen: 2021 hat Antje Zygalski den Vortrag/Artikel publiziert „Präventive Konservierung auf ägyptischen Grabungen. Erfahrungsbericht aus der thebanischen Nekropole“, in „Thot – Infoheft des Collegium Aegyptium e.V.; Förderkreis des Instituts für Ägyptologie der LMU München, No. 27, September 2021

Bestimmt haben Sie auch ein Restaurierungswerkzeug, das nicht jeder hat. Dann gewähren Sie uns einen Blick in Ihren Koffer. Angefangen bei ungewöhnlichen Probebehältern über modifizierte Pinsel, besondere Folien bis hin zu technischem Gerät. Alles, was Kolleg:innen bei der täglichen Praxis hilft und Sie begeistert, darf gezeigt werden.

Mitmachen ist ein Kinderspiel: Schießen Sie einfach ein Foto und schreiben Sie uns kurz dazu, was das Besondere an Ihrem Lieblingsgerät oder -material ist. Wir freuen uns schon auf den nächsten Gegenstand bei „Ich packe meinen Koffer …“!

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