Für diese Folge sind wir in den Restaurierungswerkstätten des LVR Landesmuseums in Bonn zu Gast. Hier hat Restauratorin Susanne Domke viele Monate damit verbracht, die Überreste eines Jungsteinzeitmannes zu konservieren und für die Ausstellung im Museum vorzubereiten. Der sogenannte „Bogenschütze von Rheinbach“ war 2018 in einem rheinischen Acker gefunden worden, wo er vor rund 4500 Jahren beigesetzt worden war.
Im Podcast sprechen wir über die vielen konservatorische Herausforderungen, die der sensationelle Fund mit sich brachte. Nach der Blockbergung musste das Erdreich langsam getrocknet und vor allem die Knochen des etwa 40 Jahre alten Mannes vor dem Zerfall bewahrt werden. Er wurde geröntgt, von einem Anthropologen begutachtet und vielfach wissenschaftlich untersucht. Jetzt ist er, zusammen mit einem Glockenbecher als Grabbeigabe, in der Ausstellung „Im Tod unsterblich – Archäologie im Rheinland“ bis November 2023 zu sehen. Aber darf man menschliche Überreste überhaupt ausstellen und wenn ja wie? Mit dieser Frage hat sich Susanne Domke intensiv beschäftigt.
Gemeinsame Besprechung auf dem Wolbersacker mit Christian Cremer, Sarah Hillebrand, Dr. Martin Heinen, Ute Knipprath, Regine Vogel, Dr. Ralf Schmitz u. Claudia Holtschneider (v. l.), im Vordergrund das freigelegte Skelett. (Foto: Jürgen Vogel / LVR LandesMuseumBonn)Profil des Grabungsbefundes (Foto: Arthemus GmbH)Das freigelegte Skelett mit Becher und zugehöriger Grabungsbezeichnung (Foto: Arthemus GmbH)Blockbergung (Foto: Arthemus GmbH)Die Blockbergung nach der Öffnun. (Foto: Jürgen Vogel, LVR-LandesMuseum Bonn)Die Restauratoren Georg Hartke, Holger Becker und Knut Joachimsen (v.l.) positionieren die Blockbergung im Röntgenraum (Foto: S. Domke, LVR-LandesMuseum Bonn)Auswertung der Röntgenbilder am Leuchttisch mit Susanne Domke und Holger Becker (Foto: J. Vogel, LVR-LandesMuseum Bonn)Röntgenbild der Blockbergung: Im Sediment sind keine metallenen Grabbeigaben zu erwarten. (Foto: J. Vogel/ H. Becker, LVR-LandesMuseum Bonn)Susanne Domke konsolidiert im Labor die ersten fast vollständig erhaltenen menschlichen Überreste eines Mannes aus der Jungsteinzeit im Rheinland (Foto: J. Vogel, LVR-LandesMuseum Bonn)Arbeitsplatz mit Becher der Restauratorin Susanne Domke. (Foto: J. Vogel, LVR-LandesMuseum Bonn)Blick in den Glockenbecher während der Sedimententnahme (Fotos: J. Vogel, LVR-LandesMuseum Bonn)
Aufbau des Ergänzungsbereichs mittels geschäumter Polyethylenplatten (Foto: J. Vogel, LVR-LandesMuseum Bonn)
Anlegen der Oberflächentextur im Ergänzungsbereich mit acrylatgebundender Lehmmasse. (Foto: J. Vogel, LVR-LandesMuseum Bonn)
Einpassung des Glockenbechers in eine Aussparung des Ergänzungsbereichs für seine Rückversetzung an das Fußende des Bestatteten. (Foto: J. Vogel, LVR-LandesMuseum Bonn)Der „Bogenschütze von Rheinbach“ mit Grabbeigabe (Foto: Jürgen Vogel, LVR LandesMuseumBonn)Ausstellungsansicht mit Lebensbild von Samson Goetze für LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland (Foto: Jürgen Vogel, LVR LandesMuseumBonn)
Veröffentlich von Susanneam 10. Juli 2023 um 16:22
Hi Alex,
der Einsatz von modernen/digitalen Methoden ist sicherlich hilfreich und wird ja auch schon vielfach in der Konservierung/Restaurierung angewendet und weiterentwickelt. So werden heute beispielsweise berührungsfreie 3D-Scans von Objekten angefertigt, deren Datensätze für die Herstellung hochwertiger Kopien oder digitaler Vermittlungsmedien wie Virtual/Augmented Reality genutzt und geteilt werden können (Bsp. im Beitrag: CT-Scan des Zahnes). Natürlich kann keine Kopie oder virtuelle Realität die Wirkung eines Originals ersetzen, für temporäre Ausstellungsvorhaben und im Leihverkehr wird aber oftmals auf Kopien zurückgegriffen, wenn die Originale aus konservatorischen oder versicherungstechnischen Gründen nicht transportfähig sind. Im Falle von menschlichen Überresten als Ausstellungsinhalt im Museum wäre meines Erachtens nach der Einsatz digitaler Methoden und der Gang weg vom Original durchaus eine Möglichkeit.
Hinsichtlich naturwissenschaftlicher Untersuchungen entwickelt sich die Forschung schnell weiter. Deshalb ist es wichtig, nicht kontaminierte Rückstellproben zu sichern, die sich in Zukunft mit weiter entwickelten Technologien noch genauer analysieren lassen als heute. Wer weiß, vielleicht haben wir damit in ein paar Jahren die Möglichkeit, einen zweiten Versuch der DNA-Analyse zu starten. Je nach angewendeter Konservierungsmethode sind aber auch am Original noch einige Untersuchungsmethoden in Zukunft möglich.
Mega spannende Sache. Was ich mich häufig frage, ob der Einsatz von modernen/digitalen Methoden an der Stelle hilfreich wäre?
Hi Alex,
der Einsatz von modernen/digitalen Methoden ist sicherlich hilfreich und wird ja auch schon vielfach in der Konservierung/Restaurierung angewendet und weiterentwickelt. So werden heute beispielsweise berührungsfreie 3D-Scans von Objekten angefertigt, deren Datensätze für die Herstellung hochwertiger Kopien oder digitaler Vermittlungsmedien wie Virtual/Augmented Reality genutzt und geteilt werden können (Bsp. im Beitrag: CT-Scan des Zahnes). Natürlich kann keine Kopie oder virtuelle Realität die Wirkung eines Originals ersetzen, für temporäre Ausstellungsvorhaben und im Leihverkehr wird aber oftmals auf Kopien zurückgegriffen, wenn die Originale aus konservatorischen oder versicherungstechnischen Gründen nicht transportfähig sind. Im Falle von menschlichen Überresten als Ausstellungsinhalt im Museum wäre meines Erachtens nach der Einsatz digitaler Methoden und der Gang weg vom Original durchaus eine Möglichkeit.
Hinsichtlich naturwissenschaftlicher Untersuchungen entwickelt sich die Forschung schnell weiter. Deshalb ist es wichtig, nicht kontaminierte Rückstellproben zu sichern, die sich in Zukunft mit weiter entwickelten Technologien noch genauer analysieren lassen als heute. Wer weiß, vielleicht haben wir damit in ein paar Jahren die Möglichkeit, einen zweiten Versuch der DNA-Analyse zu starten. Je nach angewendeter Konservierungsmethode sind aber auch am Original noch einige Untersuchungsmethoden in Zukunft möglich.