Ein Stickerbuch für kleine Museumsfans An die Kleber, fertig, los!

Welche Eltern kennen sie nicht, die Stickerbücher von Usborne? Ein für Museumsspezis besonders ansprechendes Exemplar wurde 2022 aufgelegt. Damit können sich Kinder ab 5 Jahren einmal quer durchs Museum kleben und die Räume ausgestalten. Auch Restaurator:innen sind dabei.

Vom Erdgeschoss, in dem man Museumsshop, Farbausstellung und den Raum für Kinderworkshop mit bunten Aufklebern gestalten kann, geht es in die verschiedenen Ausstellungsräume im ersten und zweiten Geschoss, weiter auf die Dachterrasse mit Skulpturengarten und schließlich auch hinter die öffentlich sichtbaren Kulissen in den Anbau.

Im Anbau sind nicht nur Büros und Fundsachen zu finden, auch die Depots (die im Heft kindgerecht als Lagerräume bezeichnet sind) und die Restaurierungswerkstatt sind hier dargestellt.

Aus Kindersicht

… kommen die Aufkleber gut an. Auf der Seite mit den Stickern stehen jeweils Erklärungen, was die Personen machen und wo die Sticker ungefähr hingehören. Zum Beispiel: „Dieser Restaurator reinigt eine Statue“ oder „Stelle diese empfindliche Maske auf einem Tisch ab“. Auf Seite 22 mit der Restaurierungswerkstatt fällt auf, dass es schwierig ist, die vielen Sticker unterzubringen. Es gibt auf der halben Seite zu wenig Ablagefläche auf den Tischen, das Regalbrett mit den Akten findet schwer Platz und wer anfangs falsch geklebt hat, bringt nicht mehr alles unter. Das setzt sich auch auf manchen anderen Heftseiten fort. Ein bisschen Geschick und Nachdenken ist also auch beim Einrichten der Ausstellungsräume gefragt. Dennoch gibt es von unserer Probandin (7 Jahre) einen Daumen hoch. Sich spielerisch durchs Museum zu kleben macht ihr sichtlich Spaß. Dass sie die Anweisungen schon lesen kann, ist übrigens durchaus von Vorteil.

Aus Fachsicht

scheint die Restaurierungswerkstatt mit einer halben Seite etwas klein geraten, sodass nur Teile der Arbeit und Utensilien zu sehen sind. So fehlen außer einer eher selten genutzten Handlupe sämtliche Geräte, mit denen Gegenstände untersucht werden. Statt eines Rechners gibt es dicke Aktenordner und Dokumentenkisten, was nur noch in Teilen der Realität entspricht. Dem engen Raum geschuldet teilen sich mehrere Fachrichtungen einen Raum: eine Steinskulptur steht neben Gemälden, Masken und Keramik. Das Werkzeug, mit dem der Steinrestaurator die Statue reinigt, wirft ebenfalls Fragen auf. Soll dies ein Staubtuch sein?

Trotz dieser kleinen Unstimmigkeiten gefällt es uns natürlich gut, dass die Berufsgruppe der Restaurator:innen im Museumsstickerbuch mit dabei ist. Denn wenn man im Heft weiterblättert, wird man nur wenige andere Museumsberufe entdecken: 5 Kassierer:innen, 1 Künstlerin,  2 Aufsichtspersonen und 1„Museumsführerin“ (vermutlich ist kindgerecht eine Kuratorin gemeint?) und eben 3 Restaurator:innen. Für eine Berufsgruppe, die das Publikum sonst selten zu sehen bekommt, ist das doch toll!

Sollte das Klebeheft neu aufgelegt werden, würden wir uns eine Überarbeitung wünschen mit einer etwas ausgewogenen Mischung aus Museumsfachleuten und einer erweiterten Einrichtung der Restaurierungswerkstatt mit zumindest Mikroskop, Lupenbrille, Tageslichtlampe und Computermonitor.

Wer Lust hat, ebenfalls loszukleben hier sind die Daten:

Mein Stickeralbum „Im Kunstmuseum“, Abigail Wheatley, Illustrationen: Héloise Mab, Gestaltung: Anna Gould, Usborne Verlag, Regensburg, © 2022, 2. Auflage 2023

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