Noch bis zum 10. August 2025 ist die Ausstellung „Verlagert. Die Kunst in Bewegung“ in der Lübecker Kunsthalle St. Annen zu sehen. Präsentiert werden verborgene Schätze aus den Depots des Museumsquartiers St. Annen. Damit ergreifen die Kunsthalle St. Annen, das St. Annen-Museum sowie das Museum Behnhaus Drägerhaus die Chance, den anstehenden Depotumzug für die Besuchenden sichtbar zu machen.

Die in den derzeitigen Depots des Museumsquartiers gelagerten Werke müssen aus Brandschutzgründen in ein „Zwischendepot“ verbracht werden. Das langfristige Ziel der Hansestadt Lübeck und der LÜBECKER MUSEEN ist es, ein zentrales Sammlungszentrum einzurichten. Die Ausstellung „Verlagert. Die Kunst in Bewegung“ bildet den Auftakt für dieses auf mehrere Jahre angelegte Vorhaben.
In der Schau ist eine beeindruckende Bandbreite an Kunst aus neun Jahrhunderten vertreten, die zum Teil noch nie öffentlich gezeigt wurde: Vom barocken Silberschatz des St. Annen-Museums über Gemälde aus dem Museum Behnhaus Drägerhaus bis zur Kunst der Gegenwart, darunter international renommierte Künstler:innen wie Willi Baumeister, Lea Grundig, Ernst Wilhelm Nay, Markus Lüpertz, Jonathan Meese und Sigmar Polke. Überraschen mögen zudem religiöse Artefakte, Gipsabgüsse antiker Skulpturen und seltene Objekte wie ein signiertes Kissen von Andy Warhol. Darüber hinaus werden Schätze von engagierten Lübecker Sammler:innen gezeigt, die ihre privaten Lieblingsstücke mit der Kunsthalle teilen.

Die Schau wurde kuratiert von Noura Dirani, Direktorin der Kunsthalle St. Annen, in enger Zusammenarbeit mit dem gesamten Team des Museumsquartiers St. Annen. Gleich zu Beginn der Ausstellung werden die Besucher:innen im Foyer mit der Videoarbeit „Tightrope“ der russischen Künstlerin Taus Makhacheva auf das Thema eingestimmt: Zu sehen ist ein einsamer Seiltänzer, der Kunstwerke über ein dünnes Drahtseil zwischen zwei Felsvorsprüngen balanciert. Dieser Drahtseilakt wird zu einem Sinnbild für die titelgebende „Verlagerung“ der Lübecker Kunstschätze.

Um der zentralen Bedeutung des Depots als unverzichtbarem Teil eines Museums gerecht zu werden, wurde mitten auf der Ausstellungfläche ein provisorisches Depot für einen Großteil der verlagerten Gemälde eingerichtet, das nicht zugänglich ist, aber vom Geländer des Treppenhauses eingesehen werden kann. Gleichzeitig kann dadurch in den eigentlichen Depots dringend benötigter Platz geschaffen werden, um weitere Kunstschätze transportfähig zu machen. Im Bereich des „Schaudepots“ findet sich ein dichtes Nebeneinander hochkarätiger Kunstschätze aus unterschiedlichen Sammlungen und Epochen. Die Präsentationsform des Raumes ist charakteristisch für ein Depot und lädt die Besuchenden zum Entdecken und Staunen ein. Hier sind Exponate aus unterschiedlichen Epochen, Materialien und Formen versammelt. Zu sehen sind beispielsweise Werke von Willi Baumeister, Sigmar Polke, MARWAN, Markus Lüpertz und Hanna Jäger. Auch Schenkungen der beiden jüngst in der Kunsthalle ausgestellten Künstler Jonathan Meese und Manaf Halbouni werden präsentiert.

Ein Ausstellungsabschnitt widmet sich der Frage, wie Sammlungen wachsen. Jedes Museum betreibt eine immer fortwährende Sammeltätigkeit. Neben dem „Holstentor“ von Andy Warhol und der beeindruckenden Sammlung von Leonie von Rüxleben werden die privaten Schätze der Lübecker:innen präsentiert. Sie sind Teil des öffentlichen Aufrufs „Unsere Schätze, Deine Schätze“. Neben Kunstwerken durften auch Alltagsgegenstände aus dem Privatbesitz eingereicht werden, die von gesellschaftlichen Umbrüchen oder persönlichen Erfahrungen berichten oder die nach eigener Einschätzung nicht in einem Museum fehlen dürfen. Die Kunsthalle erhielt rund 45 Einsendungen, wovon die Highlights nach der Jurierung des Jugendbeirates nun ausgestellt sind. Dazu zählen beispielsweise das Meisterstück des Silberschmieds Werner Oehlschläger aus dem Jahr 1955, ein Porzellan-Drache von Hugo Meisel aus den 1920er Jahren sowie eine Zeichnung von William Kentridge, die der Künstler der Einsenderin 2013/14 persönlich gewidmet hat.
Die Ausstellung beschäftigt sich auch mit der Zerbrechlichkeit von Kunstwerken, einem Thema, das für viele Museen gleichermaßen herausfordernd und schmerzhaft ist. Präsentiert werden beschädigte Exponate, die auf eindrückliche Weise veranschaulichen, welcher Handlungsbedarf besteht, um bedrohte Bestände der Sammlung für die Zukunft erhalten zu können.
Wie Schätze der Sammlungen nach ihrer Restaurierung ihre Pracht entfalten können, zeigt die Präsentation des „Silberschatzes von St. Annen“. Diese Meisterwerke wurden im Rahmen der Ausstellung restauriert und werden erstmalig an ihrem ursprünglichen Ort präsentiert. Die Objekte entstanden im ausgehenden 16. bzw. frühen 17. Jahrhundert hauptsächlich in Lübeck und sind Aushängeschild für die hohe Qualität der Goldschmiedekunst der Hansestadt.

Die Ausstellung wurde gefördert von der Ernst von Siemens Kunststiftung, der Possehl Stiftung, dem Ministerium für Bildung und Kultur des Landes Schleswig-Holstein und von der Friedrich Bluhme und Else Jebsen-Stiftung Lübeck.
Weitere Informationen unter https://kunsthalle-st.annen.de.
Quelle: Presseinformation der Lübecker Museen