Restauratoren in der Corona-Krise #sogehtesweiterbei – Christian Huber

In Zeiten der Corona-Krise wollen wir einen Blick auf restauratorische Arbeitsplätze werfen. Wie ergeht es den Restauratoren „da draußen“, die freiberuflich oder angestellt arbeiten in den Ateliers, Museen, Denkmalämtern, Baustellen oder im Home Office?

05.04.2020: Christian Huber M.A. ist aktuell häufiger am Computer anzutreffen, aber nicht ausschließlich. Der Restaurator mit Spezialisierung auf Möbel und Holzobjekte arbeitet im Restaurierungsatelier des Designmuseums Die Neue Sammlung im Kunstareal München und in seiner eigenen Restaurierungswerkstatt. „Im Museum bin ich als Elternzeitvertretung befristet mit 60 Prozent angestellt, ansonsten arbeite ich freiberuflich und habe einen Werkstattplatz zur Untermiete in einem Restaurierungsatelier von zwei Kolleginnen.“

Die Stimmung derzeit sei zwar schwankend, aber noch verhalten optimistisch, sagt Christian Huber. „Im Restaurierungsteam des Museums sind wir zu viert und haben erstmal gemeinsam mit der Direktorin überlegt, wer wie viele Überstunden abbauen kann, um die Anwesenheitszeiten etwas zu reduzieren. Im Restaurierungsatelier der Sammlung arbeiten wir nun in der Regel maximal zu zweit und möglichst mit dem gegebenen Mindestabstand. Die gesamte Arbeit ist aktuell ziemlich entschleunigt. Das hat für uns aber auch eine positive Seite, weil man jetzt mehr Zeit für  Arbeiten hat, die während des Ausstellungsbetriebes mit den häufigen Auf- und Abbauten sonst gerne einmal liegen bleiben.“

Positiv bewertet Christian Huber auch die Kommunikation zwischen dem Museumsteam und der Museumsleitung, von der immer alle mit neuen Informationen des Ministeriums versorgt werden. Das gebe ein wenig Sicherheit in unsicheren Zeiten und verbinde die Mitarbeiter.

Christian Huber

Was seine selbstständige Arbeit abseits vom Museum betrifft, so habe er bisher viel Arbeit am Computer erledigen können. „Im Atelier kann ich außerdem gerade an zwei kleineren Aufträgen von Privatpersonen arbeiten. Bei einem anderen Auftrag, den ich mit einem Metallrestaurator zusammen für eine öffentliche Institution ausführen soll, wird es allerdings spannend. Zwei Termine im Mai und Juni, an denen wir jeweils eine Woche vor Ort sein sollen, wurden bislang noch nicht abgesagt. Dagegen werden die Voruntersuchungen für einen anderen Auftrag demnächst etwas ins Stocken geraten. Ein Termin vor Ort im April zur Untersuchung der Objekte kann nun nicht stattfinden und muss auf weiteres verschoben werden. Etwas mehr Planungssicherheit wäre zwar schön, aber das ist momentan natürlich einfach nicht möglich.“

Das trifft ebenfalls für die private Situation zu. Die einjährige Tochter von Christian Huber und seiner Partnerin hatte sich gerade in das Kitaleben eingewöhnt als die Kitas, Kindergärten und Schulen schließen mussten. „Eigentlich war die Elternzeit meiner Partnerin Ende März vorbei, aber jetzt musste sie mit ihrem Chef sprechen und ihre Elternzeit erst einmal bis Ende Mai verlängern. Über mögliche Zuschüsse wollen wir uns jetzt informieren.“ Wie lange die Kita geschlossen bleiben wird, ist jedoch noch völlig unklar. „Man muss halt sehr viel umplanen, aber trotz allem finde ich es auch schön, momentan etwas mehr Zeit mit der Familie verbringen zu können. Natürlich ist mir bewusst, dass ich mich im Gegensatz zu vielen meiner Kollegen, die in der freien Wirtschaft tätig sind, in einer recht komfortablen Lage befinde. Mein Angestelltengehalt sichert zumindest einen guten Teil des Lebensunterhalts und meine laufenden Kosten als freiberuflicher Restaurator halten sich noch in Grenzen.“

Einen guten Zusammenhalt wünscht sich Christian Huber und dass man sich bei den persönlich bekannten Kollegen auch mal unter die Arme greift, wenn dies nötig ist. „Ich befürchte, dass in Zukunft weniger Privataufträge kommen, zum Beispiel weil die Restaurierung eines liebgewonnenen Möbelstückes aus Kostengründen verschoben wird oder vielleicht auch ganz wegfällt. Ich denke auch, dass zukünftig weniger Gelder von öffentlicher Seite für Restaurierungsprojekte vorhanden sein werden, hoffe aber, dass nicht alles zusammengestrichen wird. Die Gelder für Restaurierungen sind ja schließlich nicht nur wichtig für uns Restauratoren, sondern auch für die Kunst und das Kulturgut.“

Wie ergeht es Ihnen als Restaurator während der Corona-Pandemie? Schreiben Sie uns an oeffentlichkeitsarbeit@restauratoren.de.

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