Neun Fragen haben wir gestellt und die befragten Restauratorinnen und Restauratoren gebeten, möglichst spontan zu antworten. Im siebten Teil der Serie gibt Ursula Schädler-Saub Auskunft über „Kuchen oder Pommes?“.
Die Fragen … und die Antworten von Ursula Schädler-Saub:
1. Kuchen oder Pommes? … Kuchen.
2. Behalten oder wegwerfen? … immer behalten.
3. Alte oder zeitgenössische Kunst? … beides.
4. In der Restaurierung sollte mehr … Sachverstand, Wissenschaft und handwerkliches Geschick vorherrschen.
5. In der Restaurierung sollte weniger … geredet und mehr geforscht und gehandelt werden.
6. Restauratoren sind kompetent, wenn sie … auf sehr soliden geistes- und naturwissenschaftlichen Grundlagen mit viel technischem Know-how fähig sind praktisch zu handeln.
7. Mein Lieblingsobjekt, dass ich restauriert habe, war/ ist … eine spätgotische Wandmalerei in der Nürnberger Frauenkirche, die lange hinter dem Peringsdörfferschen Epitaph verborgen war. Nach dessen Abbau entdeckten wir die fragmentarische Wandmalerei, die trotz aller Schäden teils wunderbar intakte Oberflächen aufweist. Diese können tatsächlich noch einen Eindruck vermitteln, wie spätgotische Wandmalerei ausgesehen hat.
8. Wissenschaftlichkeit in der Restaurierung ist wichtig, weil … sie die Essenz ist! Wir reden von wissenschaftlichem Restaurieren und wenn wir davon reden, müssen wir tatsächlich auch die Sprache der Wissenschaft beherrschen. Terminologie ist eines meiner Lieblingsthemen, und an diesem Thema gibt es noch viel zu arbeiten, weil Begriffe oft so inkonsequent verwendet werden. Wenn es um das Erstellen von Konservierungs- und Restaurierungskonzepten geht, bin ich ein Fan von Alois Riegl und seinen Denkmalswerten; die führen zur Fähigkeit des Abwägens, um auf diese Weise tragbare denkmalverträgliche Kompromisse zu finden. Weil Restaurierung für mich aus guten, nicht aus faulen Kompromissen besteht.
9. Restauratoren sind speziell, weil … sie starke Individualisten sind. Deshalb ist es auch so schwer, sie alle unter einen Hut zu bringen. Wären wir wie die Ingenieure, täten wir uns wahrscheinlich leichter. Das ist jetzt nicht unfreundlich gemeint gegenüber den Ingenieuren, aber wir sind durch unseren facettenreichen Werdegang doch ein sehr bunter Haufen. Da sind auch künstlerisch geprägte Persönlichkeiten dabei, manche ein bisschen eigenbrötlerisch, ein bisschen versponnen. All das, was Menschen sympathisch, aber was sie politisch nicht schlagkräftig macht.
Prof. Dr. Ursula Schädler-Saub, Dipl.-Restauratorin
Ursula Schädler-Saub ist Kunsthistorikerin, Restauratorin und Denkmalpflegerin. Sie ist geboren in München, aufgewachsen in Italien und seit 1981 wieder wohnhaft in Deutschland. Sie studierte Kunstgeschichte in Mailand und Florenz, Restaurierung in Florenz und promovierte an der TU Berlin. Von 1981 bis 1993 war sie beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege in München tätig. Seit Wintersemester 1993/94 vertritt sie als Professorin in Lehre und Forschung das Fachgebiet „Geschichte und Theorie der Restaurierung, Kunstgeschichte“, Studiengänge der Konservierung und Restaurierung, Fakultät Bauen und Erhalten an der Hochschule HAWK HHG in Hildesheim.
Sie war Mitglied des Vorstands im Deutschen Nationalkomitee von ICOMOS (internationaler Denkmalrat) und ist Sprecherin der ICOMOS-AG Konservierung-Restaurierung (mit ihren Stellvertretern Nadia Thalguter und Wanja Wedekind), zudem Mitglied bei ICOM (Internationaler Museumsrat) und Fellow des IIC (International Institute for Conservation). Sie konzipierte zahlreiche internationale Fachtagungen im In- und Ausland und ist Autorin von über 150 Aufsätzen zur Geschichte, Theorie und Ethik der Restaurierung und der Denkmalpflege, sowie Autorin bzw. Herausgeberin von Fachbüchern zu diesen Themen.
Die Professur von Ursula Schädler-Saub in Hildesheim endet zum Wintersemester 2021/22. Ihre wertvolle Arbeit und jahrzehntelange Lehre zur Theorie und Geschichte der Restaurierung bleibt für das Fach prägend und für Restaurator:innen von größter Bedeutung.