Moderne Reinigungsmethoden für traditionelles Kunsthandwerk Junge Restauratoren in Marrakesch

Von außen wirkt das Gebäude, in dem derzeit bemerkenswerte Restaurierungsarbeiten stattfinden, eher unscheinbar. Das ist nichts Ungewöhnliches für traditionelle marokkanische Architektur, die ihre ganze Pracht und Handwerkskunst vor allem im Innern entfaltet. Das Mouassine Museum liegt im gleichnamigen Stadtteil in der zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörenden Altstadt von Marrakesch und wird von Touristen häufig übersehen. Für Oumaima Loudini, Anass Essanhaji und Tariq El Azzouzi ist der Ort jedoch nicht nur wegen seiner beeindruckenden Ausstattung erinnerungswürdig. Hier führen sie den ersten Auftrag aus, nachdem sie im November 2020 ihre Ausbildung zum Konservator/Restaurator mit dem Diplom abgeschlossen und anschließend ihr eigenes Restaurierungsunternehmen gegründet haben. 

Restaurierung im Innern des Mouassine Museums in der Medina von Marrakesch, Marokko. Reinigung des Zedernholzes. (Foto: Houdini et al)

„Das Berufsbild des akademisch ausgebildeten Restaurators ist in Marokko sehr neu“, erzählt Oumaima Loudini. Sie ist mit 27 Jahren die jüngste im Team und hat wie ihre beiden Kollegen die letzten zwei Jahre an der 2012 gegründeten Academy of Traditional Arts (AAT) in Casablanca studiert und sich in Theorie und praxisnahen Projekten auf die Konservierung und Restaurierung von Holz und Stuck spezialisiert. Davor war sie, ebenfalls an der AAT, drei Jahre lang in den traditionellen Künsten ausgebildet worden. Aufbau und Inhalt dieser Restauratorenausbildung ist dem französischen Restaurator Roch Payet zu verdanken, der von 2008 bis 2014 Direktor des nationalen Instituts für kulturelles Erbe in Paris war und in seiner langjährigen Praxis als Möbelrestaurator auch außerhalb Frankreichs den Restauratorennachwuchs ausbildet. 

In Marokko würden konservatorische oder restauratorische Arbeiten bislang vornehmlich von Baufirmen ausgeführt, erzählt Oumaima Loudini. „Es ist nicht einfach für junge Restauratoren. Aber wir reden über unsere Arbeit und erklären die Prinzipien der Restaurierung so, dass sie verständlich sind.“ Dazu gehöre zum Beispiel, dass es ein fundiertes Restaurierungskonzept geben sollte, bevor man tätig wird und dass die durchgeführten Maßnahmen reversibel sein sollten. Das erweise sich oft genug als schwierig, denn meist müsse alles schnell gehen, so dass nicht genügend Zeit für die Voruntersuchung bleibe. 

Restaurierung im Innern des Mouassine Museums in der Medina von Marrakesch, Marokko. Reinigung des Zedernholzes. (Foto: Houdini et al)

Aktuell sind die drei jungen Konservatoren im Obergeschoss des Mouassine Museums tätig, wo sich eine Douiria, ein Appartement für Gäste, aus Saadischer Zeit (Mitte 16. bis Ende 17. Jahrhundert) befindet. Zur qualitätvollen Ausstattung gehören Wände mit Stuckdekorationen und Decken, Türen und Fenster aus bemaltem Zedernholz. Der Eigentümer des Hauses hat die jungen Restauratoren engagiert, um diese Malereien auf Holz wieder sichtbar zu machen. Sie liegen unter einer stark nachgedunkelten Schicht aus Schmutz und altem Leinöl-Firnis. 

Douiria im Mouassine Museum (Foto: Wikipedia, Robert Prazeres, CC BY-SA 4.0)

Bevor sie mit der Reinigung begannen, führten Oumaima Loudini und ihre Kollegen etliche Testreihen durch, um die beste Vorgehensweise zu ermitteln und sicherzustellen, dass die Polychromie nicht zu Schaden kommt. „Die Malerei auf dem Zedernholz besteht aus Hautleim, vermischt mit Pigmenten. Darüber liegen mehrere Schichten Leinöl, die recht schnell altern.

Wir arbeiten mit Kompressen, die mit Aceton und Ethanol getränkt sind und je nach Notwendigkeit unterschiedlich lange einwirken können. Die oberste Schicht aus Leinöl und Schmutz löst sich dann sehr homogen, die Reste werden behutsam mit Wattestäbchen entfernt.“ Aktuell ist etwa die Hälfte der Arbeit geschafft und die detailreiche ornamentale Malerei mit Liniendekor und leuchtenden Farben zeigt sich in ihrem beeindruckenden originalen Zustand.

Restaurierung im Innern des Mouassine Museums in der Medina von Marrakesch, Marokko. Reinigung des Zedernholzes. (Foto: Houdini et al)

Text: Gudrun von Schoenebeck von der VDR-Onlineredaktion im Gespräch mit Oumaima Loudini (März 2021)

1 Comments

  1. Veröffentlich von Peter Lehmann am 19. März 2021 um 16:21

    Ihr Verband macht eine großartike Arbeit. Viele Grüße von https://verbandsbuero.de

Hinterlassen Sie einen Kommentar