Ein Erfahrungsbericht von Ines Frontzek Freiwilliges Jahr in der Denkmalpflege im Corona Jahr

Ein Erfahrungsbericht von Ines Frontzek, Diplom-Restauratorin für Metall und Baukeramik in Großaltdorf, Baden Württemberg

Im Frühjahr 2020 erhielt ich eine Anfrage einer jungen Frau aus dem nahen Umkreis ein Schnupperpraktikum für zwei Wochen durchzuführen. Das Ziel der jungen Frau war, nach dem Abitur in verschiedene Berufe  hineinzuschnuppern und diese kennenzulernen, wie auch mehr über das Studium und die Zulassungsvoraussetzungen zu erfahren.

Ich sagte zu, wir lernten uns in diesen Tagen kennen und sie konnte in viele Tätigkeiten, in die verschiedensten Arbeitsplätze in der Werkstatt und auf der Baustelle, Maßnahmen und Arbeitsumgebungen Einblick nehmen.

Das Bild meiner Praktikantin entstand im Dezember 2020 coronabedingt zu Hause. Sie absolviert seit September ein freiwilliges Jahr in der Denkmalpflege, das sie auf das Studium der Konservierung und Restaurierung vorbereitet.

Wir sprachen auch über die Jugendbauhütten der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Kurze Zeit später meldete sie sich zurück, und es stellte sich schnell heraus, dass sie es sehr ernst meinte und nicht bei einem Schnupperpraktikum belassen wollte.

Ich konnte mir gut vorstellen, ihr eine Einsatzstelle für einen Jugendbauhüttenplatz anzubieten, war mir aber aus verschiedenen Gründen doch noch sehr unsicher. Ich stellte mir Fragen wie dieses eine Jahr ablaufen sollte: Habe ich überhaupt so viele verschiedene interessante Aufgaben? Kann ich es mir finanziell wie auch zeittechnisch leisten, jemanden auf die Aufnahmeprüfung vorzubereiten. Kann ich meinen eigenen Ansprüchen im Arbeits- und Familienalltag gerecht werden?

Das Freiwillige soziale Jahr in der Denkmalpflege der Jugendbauhütten der Deutschen Stiftung Denkmalschutz ist für die Freiwilligen auf ein Jahr befristet und erfolgt in Vollzeit im Betrieb. Die  Vergütung beträgt 400 € im Monat für die Einsatzstelle, und der Freiwillige hat einen Urlaubsanspruch von mindestens 26 Tagen. Die Jugendbauhütte zahlt dem Freiwilligen ein zusätzliches Taschengeld und die Internationalen Jugendgemeinschaftsdienste dienen als Träger und übernehmen sämtliche Nebenkosten und Versicherungen und die komplette Organisation. Der Betrieb muss den/die Freiwillige/n lediglich in seine Haftpflichtversicherung und die Berufsgenossenschaft mit einbinden. Sechsmal im Jahr finden einwöchige Seminare statt, an denen für die Freiwilligen eine Teilnahmepflicht besteht. Hier wird viel allgemeines und fachübergreifendes Wissen rund um das Thema Denkmalpflege vermittelt, es gibt Exkursionen, Kurse und Vorträge. Alle FSJler eines Jahrgangs treffen sich bei dieser Gelegenheit zum Austausch. Die Unterstützung der Jugendbauhütte Baden Württemberg war hier hervorragend und das Gespräch hatte mir schließlich die letzten Zweifel genommen.

Die Arbeit mit Praktikanten und Studenten hat mich in meiner bisherigen beruflichen Laufbahn schon immer irgendwie begleitet und interessiert. Meiner hochmotivierten Schnupperpraktikantin traute ich das Studium absolut zu, und so entschied ich, nachdem ich als Einsatzstelle akzeptiert worden war, mich darauf einzulassen und diese Zeit gemeinsam mit Ihr zu gestalten.

Der Beginn des freiwilligen Jahres fiel in den September und damit unter Coronabedingungen. Auf Grund dessen ist die Seminarstruktur in diesem Jahr angepasst worden und die Seminare fanden unter den aktuellen Hygienevorschriften statt.

Inzwischen sind wir in der Werkstatt ein richtig gutes Team geworden. Für mich war es eine große Erleichterung auf der einen Seite, trotz der veränderten coronabedingten Situation der Familie konnten wir durchgehend arbeiten. Auf der anderen Seite belastet der Gedanke wie das Jahr 2021 starten wird. Wird sich die bisher gute Auftragslage doch ändern? Reichte die 1:1 Betreuungszeit, die ich in den momentanen Gegebenheiten leisten kann aus? Im Frühjahr 2021 steht nun die Bewerbung zum Studium an der SAKB Stuttgart an, dann wird sich zeigen, ob wir die Zeit gemeinsam gut genutzt haben.

Mein Fazit bis jetzt ist durchweg positiv. Die Praktikantin hat die Werkstatt absolut bereichert. Ich bin sehr zuversichtlich, was die Bewerbungen der Freiwilligen für das Studium angeht. Der Rahmen des FSJ als Praktikum hat für alle Seiten Vorteile. Die Einsatzstelle hat bei der Jugendbauhütte stets Ansprechpartner bei Problemen oder Schwierigkeiten. Gleichzeitig bringt der FSJ-Status für die Freiwilligen Vergünstigungen und Ermäßigungen mit sich, die man sonst als Praktikant/in nicht unbedingt hat. Es ist finanziell auch für eine Einzelunternehmer-in sehr gut zu meistern. Natürlich steht und fällt eine erfolgreiche Zusammenarbeit auch mit den verschiedenen Persönlichkeiten, die aufeinandertreffen.

Für uns kann ich sagen … es passt super und macht großen Spaß.

Weiterführende Informationen zum FSJ
sind auf den nachfolgenden Websites zu finden:
Deutsche Stiftung Denkmalschutz
Jugendbauhütte Baden-Württemberg
Freiwilliges Jahr Deutschland
Freiwilliges Jahr Baden-Württemberg

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