Das Britische Museum und die European Fine Art Foundation (TEFAF) gaben Ende Juli 2021 eine bedeutende Zusammenarbeit bei der Restaurierung von acht antiken Glasgefäßen bekannt, die bei der Explosion im Hafen von Beirut im Libanon am 4. August 2020 schwer beschädigt wurden.
Als sich die Explosion ereignete, waren die Gefäße aus der römischen und frühislamischen Zeit im Archäologischen Museum der American University of Beirut (AUB) ausgestellt. Die Vitrine, in der sie sich befanden, wurde durch die Wucht der Explosion gesprengt – die Glasobjekte zersplitterten. Im Rahmen der neuen Zusammenarbeit setzen Experten die Glasfragmente in den Konservierungslaboren des Britischen Museums in London mit akribischem Aufwand wieder zusammen und restaurieren die Gefäße.
Das Archäologische Museum der Universität befand sich 3,2 km von der Explosion im Hafen entfernt, Fenster und Türen wurden bei der Detonation schwer beschädigt. Die Vitrine, in der die Glasobjekte ausgestellt waren, enthielt insgesamt 72 Glasgefäße aus römischer, byzantinischer und islamischer Zeit. Die meisten von ihnen konnten nicht mehr gerettet werden, lediglich 15 wurden als restaurierbar eingeschätzt. Von dieser Objektgruppe sind acht in einem Zustand, der sich als gut genug erwies, um sie ins Britische Museum nach London zu transportieren. Dort stehen die technische Ausstattung und das erforderliche Fachwissen für die Restaurierung und Konservierung der Kunstwerke zur Verfügung.
Nach der Explosion sortierte das Archäologische Museum sorgfältig die antiken Scherben aus den Trümmermassen heraus, denn die Scherben der Glasobjekte befanden sich unter den Glasscherben der Vitrine und der umliegenden Fenster. Im Juli 2021 erarbeitete ein französischer Restaurator vom Institut National du Patrimoine bei seinem Besuch in Beirut ein regelrechtes Puzzle mit diesem Material. Die Aufgabe war es dabei möglichst viele Scherben der Gefäße zu identifizieren und den einzelnen Objekten für den Transport nach London zuzuordnen. Diese „Puzzlearbeit“ wurde von den „Friends of the Middle East Department at the British Museum” gefördert. Weitere Unterstützung für die Restaurierung kommt vom TEFAF Museum Restoration Fund.
Diese acht Objekte sind von großer Bedeutung für die Veranschaulichung der Entwicklungsgeschichte der Glasbläsertechnik im Libanon im 1. Jahrhundert v. Chr., einer Zeit, in der die Glasproduktion revolutioniert wurde. Die seinerzeit erfundene Technik ermöglichte die Massenproduktion von Glasobjekten in verschiedenen Formen und machte ein zuvor äußerst exklusives Material für den allgemeinen, häuslichen Gebrauch verfügbar. Sechs der acht als für die Restaurierung geeignet eingestuften Gefäße wurden mit dieser frühen Glasbläsertechnik hergestellt und verdeutlichen das Experimentieren in Funktion und Form. Zwei weitere Gefäße stammen aus spätbyzantinisch-frühislamischen Epochen und wurden vermutlich aus benachbarten Zentren der Glasherstellung in Syrien oder Ägypten in den Libanon gebracht.
Die Glasgefäße werden nach ihrer vollständigen Restaurierung und vor ihrem Rücktransport nach Beirut temporär im Britischen Museum ausgestellt werden.
TEFAF Museum Restoration Fund
Der TEFAF Museum Restoration Fund wurde im Jahr 2012 ins Leben gerufen wurde, um die professionelle Restaurierung und die damit verbundene wissenschaftliche Forschung an bedeutenden Museumskunstwerken zu unterstützen und zu vermitteln. Um Kunst in all ihren Formen zu fördern, vergibt die TEFAF jedes Jahr Zuschüsse an ein oder zwei Museen weltweit, um Kunstwerke aus allen Epochen restaurieren lassen zu können. Ein Gremium aus unabhängigen Experten wählt die Gewinner aus, die mit ihrer Arbeit im Bereich der Restaurierung einen herausragenden Beitrag zur Kunstgeschichte leisten.