Der VDR hat seit kurzem ein Hauptstadtbüro. Was in und um Berlin passiert, darüber berichtet unser berufspolitischer Sprecher Paul Grasse ab sofort in loser Folge im Restauratoren Blog in der Rubrik „Grasse bloggt“.
Die Zeichen stehen auf Heimat und Bewahrung von Kulturerbe. Das dachte ich zumindest, als ich nach zehn Jahren Mitarbeit beim Deutschen Bundestag meine Stelle als berufspolitischer Referent des VDR antrat. Neuerdings – und das schien mir ein gutes Omen für den neuen Job – gibt es eine eigene Behörde für Heimat. Während meiner ersten Tage beim VDR habe ich dort gleich mal angefragt, wer sich in dieser Behörde für den Erhalt von Kulturgütern zuständig fühlt. Immerhin sind Kulturgüter eine potentiell integrative Facette von „Heimat“. Ich als Interessenvertreter und Sprachrohr der wissenschaftlichen Restauratoren, deren Aufgabe ebendieser Schutz des Kulturgutes, und damit unserer Heimat, ist, hatte anscheinend meine Ansprechpartner gefunden. Uns‘re Heimat, das ist wo wir uns zu Hause fühlen. Dazu gehören bekanntlich nicht nur, aber eben auch die Städte und Dörfer mit ihren markanten Kultur- und Baudenkmalen.
Die Antwort nach fast zwei Monaten karikierte die Hoffnung, mit der „Abteilung H“ im Ministerium für Inneres, Bauen und Heimat nun vielleicht einen weiteren Ansprechpartner in der Politik gefunden zu haben.
Die „Abteilung H“ befasse sich nicht „wie Sie vermuten, auf (!) den Erhalt von Kulturgütern“, anscheinend auch nicht mit dem Erhalt von Sprache, wie das Statement des beantwortenden Bürgerservice vermuten lässt. Außerdem wurde ich informiert, dass „Seit heute der neue Organisationsplan des BMI … verfügbar“ sei. Der Stolz auf diese Errungenschaft scheint die Motivation hinter dem Schreiben der Behörde zu sein, denn es folgt der Verweis auf die einzelnen Zuständigkeiten der Abteilung „H“ auf der Website des Bundesministeriums des Inneren für Bau und Heimat.
Wer sich hier mühevoll durchs Organigramm klickt, erfährt schließlich, dass Abteilung H sich künftig hauptsächlich mit Themen des gesellschaftlichen Zusammenhalts, der Raumordnung und der Migration befasst. Aber es gibt eben auch ein Referat für regionale und kulturelle Identität. Da drängt sich ketzerisch die Frage auf: Kann es regionale und kulturelle Identität überhaupt geben ohne Kulturgüter und Bauten?
Ansonsten bleibt es auch im Europäischen Kulturerbejahr dabei: „Grundsätzlich ist die Kulturförderung in der Bundesrepublik Deutschland Sache der Länder und Gemeinden.“ Das klingt nicht nach Chefsache.
Interessanterweise ist Kulturerbe im Ausland und dessen Erhaltung in Zeiten von Krieg und Krise sehr wohl Sache des Auswärtigen Amtes, Kulturerbe im Land aber nicht Sache des Ministeriums des Inneren? Vielleicht ist z.B. der Bau der Waldschlösschenbrücke in Dresden, die sehenden Auges die Aberkennung des Weltkulturerbetitels für Dresden provozierte, ein Ergebnis eben dieser Missachtung der Bedeutung des Schutzes von kulturellem Erbe.
Der Bürgerservice des Superministeriums für Inneres, Bau und Heimat will uns aber dann nicht ganz im Regen stehen lassen, und empfiehlt „Kontakt zur Beauftragten für Kultur und Medien aufzunehmen oder sich an die Kultusministerien der Bundesländer bzw. an die Kultusministerkonferenz (KMK) zu wenden, die sich Angelegenheiten der Kulturpolitik von überregionaler Bedeutung widmet.“
Das ist uns natürlich schon längst bekannt. Allerdings wüsste ich zu gern, was denn eigentlich Heimat sein soll – wenn nicht Kultur und Kulturgüter. Was wären wir denn ohne diese kulturellen Juwelen? Eine Heimat ohne Gesicht. Eine Heimat durch Ethnie?
Foto: SpreeTom, 2006 Quelle: Wikipedia
Danke, das sind sehr wichtige Gedanken in der heutigen Zeit. Kunst und Kultur sind ein entscheidender Teil der eigenen Identität und damit auch des Wortes Heimat.