Kürzlich, bei einem Besuch im Zentrum für Kunst und Medien (ZKM) in Karlsruhe, fiel mir ein Raum auf, in dem restaurierte Werke aus der Sammlung des Hauses ausgestellt werden. Aktuell sieht man eine Videoskulptur von Nam June Paik von 1963/1986.
Auf einem relativ hohen Sockel steht ein Fernsehgerät, das um 90 Grad gekippt wurde. Regler und Lautsprecher des Blaupunkt-TVs befinden sich nun vertikal angeordnet und nicht mehr in der unteren Horizontalen. Auf der dunklen Mattscheibe ist außer einer ebenfalls vertikal verlaufenden hellen Linie nichts zu sehen. Statt der flimmernden Fernsehbilder, mit denen man sich als Zuschauer ablenkt, wird man mit einer minimalistischen Aussage konfrontiert. Die Lichtlinie zeigt zwar, dass sich auf dem Monitor etwas abspielt, aber der Inhalt bleibt mysteriös.
Laut Wandtext ist „Zen for TV“ eines von zahlreichen Werken, in denen der koreanische Künstler Nam June Paik (1932-2006) neue Technologien mit Prinzipien des Zen-Buddhismus konfrontierte. „Paik zeigte „Zen for TV“ erstmals 1963 in seiner Ausstellung „Exposition of Music, Electronic Televison“ in der Galerie Parnass in Wuppertal. Eines der Fernsehgeräte, das ausgestellt werden sollte, wurde beim Transport in der Galerie beschädigt und zeigte nur noch eine horizontale Linie. Paik, der den Zufall als künstlerisches Prinzip nutzte, drehte das Fernsehgerät auf die Seite und nannte es „Zen for TV“. Diesen Effekt wiederholte er später an weiteren Geräten durch einen gezielten technischen Eingriff in die Steuerung des Elektronenstrahls.
Die Version von „Zen for TV“ in der ZKM-Sammlung wurde 1986 vom Konzeptkünstler Ecke Bonk geschaffen, nachdem Paik ihm in Düsseldorf gezeigt hatte, wie die Bildröhre manipuliert werden muss.
Mit fast 60 Werken nimmt Paik eine zentrale Position in der Sammlung des ZKM ein. In fünf Werken kommen historische Kathodenstrahlröhren-Fernseher (CRTs) zum Einsatz. Diese Geräte sind technisch fragil und haben ein kritisches Alter erreicht. Fallen elektronische Bauteile aus, sind die Werke unwiederbringlich beschädigt. Die Restaurierung der Geräte ist daher eine wichtige Aufgabe des ZKM.
Restauratorin: Morgan Stricor
Technisches Team: Werner Hutzenlaub
Sammlungsreferentin: Sarah Donata Schneider“
… gesehen im ZKM von Blog-Redakteurin Gudrun von Schoenebeck
Unsere Serie „Bilder von unterwegs“
Wenn man seinen Beruf leidenschaftlich gerne ausübt, wird man diese Passion auch auf Reisen nicht einfach hinter sich lassen. Das gilt sicher auch für Restauratoren, die mit ihrer Arbeit überall dort anzutreffen sind, wo der Mensch kulturell tätig gewesen ist. Wir könnten uns deshalb vorstellen, dass die Leser:innen dieses Blogs auch im Urlaub die eine oder andere „restauratorische Begegnung“ gehabt haben.
Vielleicht haben Sie eine besonders gut gelungene Restaurierung gesehen, oder Ihnen ist eine Arbeit aufgefallen, die kritikwürdig wäre. Vielleicht haben Sie Kolleg:innen bei der Arbeit getroffen, ein Museumsstück ist Ihnen nicht mehr aus dem Kopf gegangen oder Sie haben den bröckelnden Putz eines alten Palazzos fotografiert, in der Hoffnung, dass vielleicht doch noch Rettung kommt für die gealterte Pracht.
Schicken Sie uns Ihre Fotos von solchen Begegnungen. Dazu ein paar Sätze über das, was zu sehen ist. Wir freuen uns über die Urlaubsentdeckungen von Restauratoren!