Restauratoren in der Corona-Krise #sogehtesweiterbei – Marlene Husung

In Zeiten der Corona-Krise wollen wir einen Blick auf restauratorische Arbeitsplätze werfen. Wie ergeht es den Restauratoren „da draußen“, die freiberuflich oder angestellt arbeiten in den Ateliers, Museen, Denkmalämtern, Baustellen oder im Home-Office?

07.07.2020: Auf vielen Arbeitsplätzen ist derzeit so etwas wie eine „Corona-Normalität“ eingekehrt. Ein neuer Alltag, in dem die vorgeschriebenen Abstandsregelungen unterschiedliche Formen angenommen haben, je nach Örtlichkeit und digitalen Möglichkeiten. Für das Restaurierungs- und Digitalisierungszentrum des Historischen Archivs der Stadt Köln (RDZ), in dem insgesamt etwa 100 Personen – 55 davon in der Bestandserhaltung – unterwegs sind, war diese Umstellung eine echte Herausforderung.

Hier, in den ehemaligen Lagerräumen eines Möbelhauses im Kölner Stadtteil Porz, war nach dem Einsturz des Stadtarchivs (2009) eine Interimslösung mit hochmoderner Restaurierungswerkstatt für die Bearbeitung der geborgenen Archivalien in Mengenrestaurierungsverfahren eingerichtet worden. Papierrestauratorin Marlene Husung ist eine von vier Teamleiterinnen und hatte ihre Stelle Anfang März, kurz vor dem Lockdown, angetreten. „Normalerweise ist es hier trubelig, aber dann wurde es plötzlich sehr still. Viele Kollegen haben extra Urlaub genommen, die 18 Fachkräfte gingen nahezu geschlossen ins Homeoffice, von wo aus sie Aufgaben wie Kalkulation und Projektplanung erledigen konnten. Die gute technische Ausstattung im Zentrum und der Zugang zu einer Video-Plattform seitens des Arbeitgebers Stadt Köln waren für unsere Kommunikation sehr hilfreich.“

Dennoch musste die Arbeit weitergehen, denn für Frühjahr 2021 ist der Umzug in den Stadtarchiv-Neubau geplant. „Unser Ziel ist es, am Ende des Jahres alle Archivalien transportgerecht verpackt zu haben. Parallel dazu laufen u.a. die Benutzeranfragen, die weiter bearbeitet werden inklusive der dafür notwendigen Trockenreinigung der bestellten Archivalien. Und dies alles vor dem Hintergrund, dass die behördlichen Vorgaben zum Schutz vor Coronainfektionen manchmal täglich wechselten, dass die 33 Restaurierungsassistenten betreut werden mussten und dass man Ängste und Befürchtungen der Mitarbeitenden ernst nehmen wollte. Wir haben im Laufe der Wochen gute Regelungen gefunden“, sagt Marlene Husung. „Besonders wichtig war es den Kontakt zu einander nicht zu verlieren. Es wurde viel telefoniert, auch weil Besuche von anderen Standorten – noch ist das Archiv auf vier Standorte verteilt – nicht möglich waren. Jede Woche und zumindest einmal die Woche trafen sich die Fachkräfte eines Teams natürlich mit viel Abstand im RDZ.“

Papierrestauratorin Marlene Husung arbeitet im Restaurierungs- und Digitalisierungszentrum des Historischen Archivs der Stadt Köln.

Ab Juli laufe nun alles wieder in Richtung Normalbetrieb – aber mit Social Distancing. „Wir haben glücklicherweise viel Platz und eine gute und geprüfte Klimaanlage. Die Kölner Bühnen haben Schutzmasken angefertigt und auch Gesichtsvisiere sind bestellt, wenn es beim gemeinsamen Umzugsverpacken doch mal enger werden sollte. Auf dem Boden verweisen nun pinkfarbene Pfeile auf die Gehrichtung. Manchmal schmunzelt man, wenn man im Kreis laufen muss, weil man nicht zurückgehen darf. Für jeden Raum kennen wir nun die größtmögliche Kapazität an Personen und dank Folie und Stellwänden können wir auch die Arbeitsplätze an Tischinseln weiter nutzen.“

Corona habe zwar extrem viele Planungsreserven verschlungen, aber das sei notwendig gewesen, um arbeitsfähig bleiben zu können. Auch die Zusammenarbeit mit den Archivaren aus den anderen Sachgebieten habe wunderbar funktioniert. Kurzarbeit und Freistellungen habe es bei der Stadtverwaltung als Arbeitgeber nicht gegeben, allerdings stellte die Kinderbetreuung für viele Mitarbeiter eine große Herausforderung dar.

„Der Alltag wird nun weniger durch Corona als vielmehr durch den bevorstehenden Umzug bestimmt. Zudem wurde schon eine Praktikumsstelle wieder besetzt. Insgesamt haben wir uns erstmal mit der Situation arrangiert. Ich gehe davon aus, dass die Möglichkeit im Homeoffice zu arbeiten in Zukunft häufiger genutzt wird, natürlich nach Absprache, aber wir haben alle auch gemerkt, welche Vorteile es hat, wenn man von Angesicht zu Angesicht sprechen kann. Ganz abgesehen davon, dass bei uns natürlich auch die Arbeit direkt am Objekt erfolgen muss.“

Wie ergeht es Ihnen als Restaurator während der Corona-Pandemie? Schreiben Sie uns an oeffentlichkeitsarbeit@restauratoren.de.

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