Ein Interview mit Theresa Bund „Holz ist mein Werkstoff“

Theresa Bund und Desirée Kosel (lesen Sie hier das Interview mit ihr) sind Deutschland-Stipendiatinnen im VDR. Wir stellen sie vor.
Theresa Bund erhielt im Wintersemester 2024/25 das erste Deutschland-Stipendium des VDR. Sie studiert an der Hochschule für Bildende Künste Dresden im vierten Studienjahr und ist auch bei den „Restaurator:innen in Ausbildung“, der Interessengruppe für Studierende und Praktikant:innen im Verband, engagiert. Wir haben mit ihr über ihren Weg in die Restaurierung gesprochen, warum sie den Fachbereich gewählt hat und welche Pläne und Ideen sie für die Zukunft hat.

Theresa Bund während der mikroskopischen Untersuchung (Foto: Theresa Bund)

VDR: Kannst du dich noch erinnern, wann du zum ersten Mal auf das Thema Restaurierung aufmerksam geworden bist? Gab es damals schon die Motivation den Beruf zu erlernen?

Theresa Bund: Ich bin durch die Fernsehserie „Handwerkskunst“, die der SWR produziert, auf den Beruf Restaurator:in aufmerksam geworden. Den Beitrag über Gemälderestaurierung fand ich sehr inspirierend, besonders weil für die auftretenden Probleme individuelle Lösungen gefunden wurden. Das war während meines Maschinenbau-Studiums, bei dem ich mich auf Produktdesign spezialisiert hatte. Interessant daran fand ich das Gestalten mit technischem Hintergrund, aber nach dem Bachelor – es war in der Corona-Zeit – habe ich alles neu überdacht. Ich habe mir überlegt, was ich kann und gerne mache und wie ich mir meinen zukünftigen Arbeitsplatz vorstelle.

Mir wurde klar, dass ich ins Detail gehen, sowie vielseitiger und eigenverantwortlicher arbeiten möchte – mit den Händen statt nur am Bildschirm. Ich habe mir überlegt, was ich kann und gerne mache und wie ich mir meinen zukünftigen Arbeitsplatz vorstelle. In dem Zuge habe ich mich für ein Praktikum in der Restaurierung entschieden – in einer privaten Werkstatt, in der Skulpturen, Gemälde und Möbel bearbeitet wurden. Die Arbeit dort hat meinen Entschluss bestärkt, diesen Weg einzuschlagen.

Für welchen Studienort und Fachbereich hast du dich entschieden?

Ich habe mich für die Hochschule in Dresden entschieden und studiere dort in der Fachklasse für polychrome Bildwerke und Raumausstattungen, weil mich die Vielfalt an Materialien, Farben und dreidimensionaler Gestaltung besonders fasziniert. Die Arbeit mit Holz ist ein wichtiger Bestandteil, was mir sehr liegt. Holz ist mein Werkstoff und ich glaube, dass ich ein gutes Gefühl dafür habe. Sicher hat das auch damit zu tun, dass ich mir das schon früh in der Schreinerei meines Onkels anschauen durfte – ich habe mir dort mit 17 selbst ein Bett gebaut.

Gab und gibt es besonders spannende Projekte im Studium?

An die ersten Wochen im Studium erinnere ich mich sehr gerne zurück. Wir haben in einer Holzwerkstatt mit den alten Hobeleisen Profilleisten hergestellt und einen Holzbilderrahmen gebaut. Mein aktuelles Projekt ist auch superspannend (*siehe Bildergalerie unten), besonders weil es kaum Informationen oder Archivalien gibt. Ich arbeite an einer thronenden Madonna aus Tschechien, die vielfach übermalt wurde. Gerade das Detektivische an der Restaurierung begeistert mich: Die Spuren am Objekt zu lesen, in seine Geschichte einzutauchen und daraus ein durchdachtes Konzept zu entwickeln, macht mir großen Spaß.

Welche Zukunftspläne hast du?

Ich bin jetzt im 8. Semester und eigentlich stünde im 9. und 10. Semester die Diplomarbeit an. Ich will aber noch einen kleinen Umweg gehn und ein Auslandssemester in Bern machen, weil mich die Restaurierung zeitgenössischer Kunst interessiert. Das ist nochmal was ganz anderes, zumal es bisher in meinem Studium viel um mittelalterliche Kunst ging.

Ansonsten sind meine Zukunftspläne nicht sehr konkret. Mich zieht es nach Süddeutschland und in die Schweiz – wegen der Familie und der Berge. Ich kann mir gut vorstellen, freiberuflich zu arbeiten, am besten im Team und sowohl auf der Baustelle als auch im Atelier. Ich finde es sehr bereichernd, wenn verschiedene Fachbereiche gut zusammenarbeiten.

Gibt es Wünsche, die du an die Hochschule richten würdest? Und an den VDR?

Von meiner Hochschule würde ich mir wünschen, dass sie die Kooperation mit anderen Hochschulen vertieft und ausweitet. Es sollte mehr Austausch, auch zu anderen Fachrichtungen, geben. Man kann so viel voneinander lernen.

Im VDR finde ich richtig gut, dass die Nachwuchsförderung ein großes Thema ist. So entsteht eine Community mit Studierenden und Vorpraktikant:innen und man fühlt sich nicht alleine.

Zum aktuellen Projekt von Theresa Bund an der Uni: Thronende Madonna mit Christuskind

Bei meinem aktuellen Projekt an der Uni handelt es sich um eine spätgotische Holzskulptur einer Thronenden Madonna aus dem Regionalmuseum in Děčín (Tetschen-Bodenbach). Sie ist wahrscheinlich um 1500 entstanden und aus dem Freiberger Kontext (das kann aber nicht mit Sicherheit gesagt werden, da alle Quellen verloren sind). Sie ist Teil des sogenannten INTERREG-Projektes „Gemeinsamer Schutz und Dokumentation des Kulturerbes des Erzgebirges“, was den Austausch zwischen Tschechien und Sachsen stärken soll.

Überblick zum Zustand der Skulptur und den Maßnahmen:

  • Sie wurde in der Vergangenheit, wahrscheinlich schon sehr früh und im Barock umgestaltet und mehrfach mit neuen Farbfassungen gänzlich übermalt. Die Krone aus Holz wurde abgeschlagen und der Strahlennimbus des Christus abgenommen. Die Überfassungen wurden aber in der Vergangenheit mechanisch bzw. eher in grober Manier abgekratzt, sodass die originale gotische Fassung teilweise sehr gelitten hat. Überall in den Vertiefungen blieben noch kleine Reste der Überfassungen stehen. Ein darüber liegender sehr durch gebundenen Schmutz verdunkelter ölhaltiger Überzug (mit Holzschutzmittel belastetet) verunklärte die Fassung.
  • Kunsttechnologische Untersuchung mit Analysen mittels Mikroskopie, RFA, Querschliffe, Raman-Spektroskopie, um den Aufbau der Fassung und Überfassungsreste zu identifizieren.
  • Der Überzug wurde mittels Lösemittel-Gel-Kompressen angeweicht und abgenommen (Vorder- und Rückseite).
  • Wachskittungen aus den Ausfluglöchern im Gesicht der Madonna wurden entfernt.
  • Stäbchenholzergänzungen aus Lindenholz wurden angefertigt, um die ausgefressenen Bereiche wieder aufzubauen und der Figur wieder mehr Standfläche zu geben.
  • Abnahme der störenden Überfassungsreste
  • Aktuell bin ich dabei nochmal alle Untersuchungen zu strukturieren und ein Konzept die für die darauffolgende Kittung und umfangreiche Retusche zu erstellen.

Das Gespräch mit Theresa Bund führte Gudrun von Schoenebeck von der Online-Redaktion.

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