Kontakte knüpfen, Gespräche führen, die Sichtbarkeit steigern, an „Falschstricken“ arbeiten. Der berufspolitische Sprecher des VDR, Paul Grasse, berichtet in seinem Blog über das, was sich (er) so tut im und außerhalb seines „indischen“ Büros.
Das „indische Büro“ ist eine Ableitung des „indischen Klos“, das sich in Wien immer „jenseits des Ganges“ befindet. Dass die Lage unserer Berliner Geschäftsstelle den Titel verdient, davon konnte sich eine lustige und lebendige Runde zum Abschluss der Vorstandssitzung überzeugen. Die Vorstandssitzung selbst fand an einem wahrlich historischen Ort statt: Oberschöneweide (vom Berliner liebevoll „Oberschweineöde“ getauft) war mindestens ein Jahrhundert lang ein industrieller Schwerpunkt der Stadt. Heute wartet der Ortsteil mit Waschsalons auf, die „Schleudertraum“ heißen – aber auch mit einem der wichtigsten Industriedenkmale der Stadt, auf dessen Gelände sich der Wilhelminenhofcampus der HTW befindet, und zwar mit Blick auf die Spree! (Danke für das Engagement vor allem an den Bonner Stab und an unsere Kollegin von der HTW für ihren „Held“enmut!)
Wahlen und Wahlprüfsteine in diesem Jahr
Später dieser Tage: Aus einer Einladung zum Mittag ergab sich ein langes Gespräch mit Hilmar Sattler, dem Leiter des Hauptstadtbüros der Friedrich-Naumann-Stiftung Für die Freiheit. In Zusammenarbeit mit den jeweils interessierten Landesgruppen des VDR kann er sich vorstellen, vor den Wahlen politische Podiumsdiskussionen zu organisieren.
Und Wahlen haben wir im laufenden Jahr zuhauf. Die Wahlprüfsteine an die Parteien in Bremen sind bereits verschickt, für Brandenburg, Thüringen, Sachsen und die Europawahl werden die Fragen gerade noch ausgearbeitet.
Kontakte zur Naumannstiftung und zum Goethe-Institut
So wie die Naumannstiftung der FDP nahe steht, haben auch alle anderen im Parlament vertretenen Parteien ihnen politisch nahestehende Stiftungen, die u.a. die Funktionen von Ideenschmieden für die Parteien haben. Die Stiftungen arbeiten mit ihren Auslandsvertretungen auch international. Das tut auch das Goethe-Institut als wichtiger Akteur der auswärtigen Kulturpolitik. Von Seiten des Goetheinstituts besteht großes Interesse, gemeinsam mit uns Seminare für restaurierendes Museumspersonal und Kunststudenten in Kasachstan anzubieten.
Nothilfe und Provenienz-Diskussion
Im Kontext der Diskussionen um die Provenienz und Rückgabe von Kulturgütern aus kolonialen Kontexten und den Bedrohungen, die Denkmale und Kulturgut durch Brand- und Naturkatastrophen sowie Krieg und Gewalt ausgesetzt sind, werden Restauratoren als qualifizierte Fachleute und Wissensvermittler vermehrt mitgedacht. In den kommenden Monaten werden Fachtagungen der Nothilfeorganisationen und anderer Akteure stattfinden und die Planungen für den Aufbau eines europäischen Nothilfenetzwerkes voranschreiten – die Restauratoren sind mit dabei!
Dass unser Ruf uns vorauszueilen scheint, zeigte eine Anfrage aus dem irakischen Teil Kurdistans. Die „Revival of Kurd’s Heritage Organization“ sucht Unterstützung bei der Beschaffung von Arbeitsmitteln für die Restaurierung historischer Manuskripte. Ich versuche, auch hier Verbindungen zu knüpfen.
Anfrage zum Thema Holzoberflächen
Das Wissen von Restauratoren ist keineswegs Inselwissen, im Gegenteil können viele Disziplinen von den Erkenntnissen profitieren. Besonders gefreut habe ich mich daher über eine Anfrage aus Brandenburg von der für die Fachberatung aller Holztechniklehrer an den Oberstufenzentren Brandenburgs Zuständigen: Wir wurden eingeladen, unser Wissen zum Thema Holzoberflächen unter die Leute zu bringen! Kontakte zu Lehrenden der FHP wurden bereits geknüpft.
„Subsidiarität und die Restauratoren“
Ein dickes Brett war ein Artikel für die BFB-Zeitschrift „Der Freie Beruf“ zum Thema „Subsidiarität und die Restauratoren“. Ich habe viel über den Begriff „Subsidiarität“ gelernt. Nicht nur, dass er durch die katholische Soziallehre in die Moderne eingeführt wurde, sondern auch, dass der Staat eine Schutzpflicht gegenüber den Erbringern „höherer Dienstleistungen“ hat, die er leider bislang im Falle der Restauratoren nur sehr halbherzig erfüllt.
Sichtbarkeit steigern
Der VDR wurde eingeladen, am Fachkongress Focus-Museum im schönen Städtchen Brandenburg mitzuwirken – und wird das mit Hilfe großen ehrenamtlichen Engagements u.a. aus der Berliner Landesgruppe bewerkstelligen. Die Beteiligung des VDR an Veranstaltungen, die nicht von uns organisiert wurden, ist immer ein großer Schritt nach vorne und steigert unsere Sichtbarkeit merklich
Stellungnahme zum Restaurator mit „Falschstricken“
Seit der VDR-Präsident Jan Raue vor einigen Wochen entdeckt hat, dass es auf den Internetseiten der EU eine Auflistung von geregelten Berufszugängen zum Restaurator in Europa gibt, aber die Restauratorgesetze Sachsen-Anhalts und Mecklenburg-Vorpommerns fehlen, bemühen sich Aktive aus den beiden Ländern darum, in einer langen Odyssee Ansprechpartner in der Landespolitik zu finden. Diese Arbeit ist sehr mühselig, aber wir sind in Sachsen-Anhalt auf eine sehr lange Antwort der Landesregierung gestoßen, die auch zum Restaurator Stellung bezieht. Die Antworten sind voller Wertschätzung – aber haben auch einige „Falschstricke“ und Unklarheiten offenbart: Auch wenn sich der Auftraggeber über Steuererleichterungen freuen kann – sind Restaurierungsleistungen wirklich „Handwerkerleistungen“? Ist es zufriedenstellend, wenn die Landesregierung Stiftungen, Landkreise, Kommunen und Verwaltungen auf die Existenz der Restauratorenliste hinweist, aber eine Verpflichtung darauf als rechtlich nicht möglich erachtet? Sollte es uns alarmieren, dass in der Einleitung des Restauratorgesetzes erklärt wird, es diene der Umsetzung der EU-Richtlinien zur Anerkennung von Berufsqualifikationen, aber dann eine Richtlinie zum Recht auf Niederlassung zitiert wird?
Neugründung der Fachgruppe Theorie und Geschichte der Restaurierung
Auch im Verband tut sich Einiges – was hier ja niemanden überrascht. Die Fachgruppe Theorie und Geschichte der Restaurierung wird sich im Mai neu gründen. Dafür kommt das Berliner Büro zum Einsatz, welches auch als Anlaufpunkt für den Verband und seine Gliederungen gedacht ist. Und sollte es öffentliche Veranstaltungen geben – der Leiter des Bereichs Kultur und Wissenschaft bei der Landesvertretung NRW in Berlin möchte eingeladen werden.
Der Tag der Restaurierung 2019 wirft seine Schatten voraus – und die Debatte um den Sinn und Unsinn von Schirmherrschaften, ob Politik oder Kultur sie am besten ausfüllt und welche Namen in Frage kommen, ist in vollem Gange. Die Website ist bereits online – Es darf auch schon geworben werden, wir brauchen Klicks!
Last but not least – war am 28.3. der erste Boys Day mit Beteiligung von Restauratoren: Laut dem Spartenbericht Baukultur von 2018 weisen die Studierendenzahlen vom Wintersemester 2016/2017 insgesamt 1015 Studierende des Fachs Restaurierungskunde aus, davon sind 19 % männlich und 81 % weiblich.