50 Jahre Restaurierungsstudium – Fragen an Alumni aus 5 Jahrzehnten Daniela Arnold: So war mein Studium in den 1990ern

Unsere Blogreihe zum Jubiläum an der HfBK Dresden geht weiter. In dieser blicken wir zurück auf 50 Jahre Restaurierungsstudium in der Elbmetropole. Alumni aus fünf Jahrzehnten berichten von den einstigen Begebenheiten und ihren ganz persönlichen Erlebnissen.

Im diesem Teil unserer Reihe erinnert sich die Diplom-Restauratorin Daniela Arnold zurück an ihr Studium in den 1990er Jahren.

Der Studiengang in Dresden gehört weltweit zu den ersten universitären Ausbildungsstätten auf dem Gebiet der Konservierung, Restaurierung und Kunsttechnologie und hat die Entwicklung der wissenschaftlichen Lehre geprägt. Das Jubiläumsjahr wird mit zahlreichen Veranstaltungen begangen. Der VDR begleitet dieses Ereignis mit Zeitzeugenberichten und mit einer Laudatio beim Festkolloquium im Oktober.

– Interview über das Restaurierungsstudium in Dresden in den 1990er Jahren –

VDR: Wie entstand Ihr Wunsch Restauratorin zu werden?

Daniela Arnold: Während meiner  Schulzeit hatte ich Glück mit einem sehr bereichernden Kunst-Leistungskurs am Gymnasium. Nach dem Abitur begann ich zunächst ein Studium der Kunstgeschichte an der Universität Bonn und bin hier in einem Seminar zum Thema Denkmalpflege erst einmal theoretisch in die Restaurierung  eingestiegen. Während eines Praktikums in den darauffolgenden Semesterferien in der Restaurierungswerkstatt des Landesamtes für Denkmalpflege Nordrhein-Westfahlen wurde mir schnell klar, dass ich meinen Wunschberuf gefunden hatte.

Die damals drei Jahre studienvorbereitende Pflichtpraktika habe ich in Florenz absolviert, der Einstieg gelang über das damalige sechsmonatige Erasmus-Programm „Leonardo da Vinci“, das Praktika im Ausland unterstützte. Die Arbeit in der Restaurierungswerkstatt für Wandmalerei und Stuck „Cellini s.r.l.“ in Florenz und Umgebung haben den Berufswusch schnell verfestigt.

In Florenz habe ich 1993 dann Mechthild Noll-Minor kennengelernt, die an der HfbK in der Fachklasse von Professor Möller studiert hatte und damals als Stipendiatin aus Dresden im Opificio delle Pietre Dure  tätig war. Sie bestärkte mich in meinem Plan, ein Studium der Restaurierung an der Hochschule für Bildende Künste Dresden aufzunehmen.

Von wann bis wann haben Sie an der HfBK Dresden studiert?

Von 1994 bis 1999.

Bei welchen Professor:innen und in welcher Fachrichtung?

Ich habe im Hauptstudium ab dem 3. Studienjahr in der Fachklasse „Konservierung und Restaurierung von Wandmalerei und Architekturfarbigkeit“ bei Professor Roland Möller (1984-1999) studiert.

Prof. Möller hatte die Fachrichtung Wandmalerei 1984 im Studiengang  Restaurierung an der HfbK Dresden mit aufgebaut und etabliert. In seinen Vorlesungen und Seminaren wurden die Techniken der Untersuchung, Konservierung und Restaurierung von Wandmalerei, Stein und Stuck behandelt, die Geschichte der Wandmalerei und Architekturfassung sowie die entsprechende Werktechnik vermittelt, historische Quellenschriften zur Werk-und Maltechnik ausgewertet. Dabei wurden gefasste und ungefasste Architekturoberflächen aus Putz, Stein, Stuck und Holz im Innenraum und an der Fassade als fester Bestandteil des Gestaltungsprogrammes einer Architektur mit einbezogen.

Prof. Möller unterrichtete die Erarbeitung von Konservierungskonzepten in der Praxis und in der Theorie und legte dabei großen Wert auf eine sorgfältige Bestandsaufnahme und gründliche Schadensanalyse aller das baugebundene Kunstwerk betreffenden Faktoren.

Bestandteil der Lehre war unter anderem eine intensive Auseinandersetzung mit dem Thema Fehlstellergänzung und Retusche, mit der Zielstellung uns die Entscheidungskompetenz darüber zu vermitteln, inwieweit wir eingreifen sollten, um die Ablesbarkeit und Erlebbarkeit eines geschädigten Kunstwerkes zu verbessern.

Diplom-Restaurator Rinko Berg hat als wissenschaftlicher Assistent die konservierungstechnischen Praxisübungen geleitet und den Themenkomplex Zustandsanalyse und Dokumentation unterrichtet, Werner Schellenberg die künstlerischen Grundlagen/Wandmalereikopie betreut. Für die Wandklasse waren außerdem Veranstaltungen von Prof. Rother (Architekturtheorie) und Dr. Berger (Gesteinskunde) vorgesehen sowie Gastvorträge von Experten zu Einzelthemen der Konservierung von Wandmalerei.

Ein aktuelles Forschungsthema von Prof. Möller war das Material Gips in seinen verschiedenen Anwendungen mit einem Fokus auf den mittelalterlichen Hochbrandgips, ausgehend von Untersuchungen am Heiligen Grab in der Stiftskirche St. Cyriakus in Gernrode. Zu diesem Themenkomplex sind in meiner Studienzeit aufeinander aufbauende Seminararbeiten entstanden (Martin Schreiber, Thomas Schmidt, Roland Lenz, Kathrin Limmer). In der Konservierungspraxis haben wir uns unter anderen mit mineralischen Festigungsmitteln und Hinterfüllmassen auf der Basis von Kieselsäureestern  auseinandergesetzt.

Typischer Spruch oder typisches Merkmal des/der Profs?

„..grundlegende Gestaltungsordnungen wiederholen sich über alle Jahrhunderte, aber alles beginnt in Ägypten…“ 

Professor Möller hat in der Ausbildung den Blick sowohl für die Details einer Innenausmalung oder Fassadengestaltung – wie etwa einer mittelalterliche Fugenritzung – geschärft, aber immer auch den Gesamtkontext zum Bauwerks mit seinen baugeschichtlichen Veränderungen hergestellt.  Er hat seine Begeisterung für diesen Beruf vorgelebt und transportiert.

Legendär waren die Exkursionen mit Prof. Möller, die nach Österreich/Norditalien war sozusagen episch und eine gewisse Ausdauer gefragt, Besichtigungen und Referate an/zu Baudenkmälern mit mittelalterlichen Wandmalereiprogrammen an teilweise entlegenen Orten im Stubaital reihten sich wie eine Perlenschnur aneinander, auch hier war der Blick immer auf das Ganze gerichtet, wurden Wissen und Lesarten übermittelt, übertrug sich die Begeisterung.

Foto: Exkursionen der Fachklasse von Prof. Schießl und Prof. Möller nach Prag und Kraukau im Grundstudium.

In welchem Gebäude waren Sie untergebracht?  

In der Günzstraße 34, im Gebäudekomplex der ehemaligen Kunstgewerbeakademie. Während die Ateliers und Laboreinrichtungen des Studienganges Restaurierung überwiegend im Hauptgebäude untergebracht waren,  befand sich auch in den 1990ern das große Atelier der Fachklasse Wandmalerei hingegen im Seitenflügel an der Dürerstraße im 1. OG.  

Die Übungen zur Maltechnik/Wandmalerei-Kopie fanden auf dem (noch nicht ausgebauten) Dachboden der Dürerstraße statt, das Backsteinmauerwerk war mit zahlreichen studentischen Studien zur Fresko- und Seccomalerei, Stuccolustro-Technik, historischen Putz- und Stuckgestaltungen u.v.m.  bedeckt, ein heute immer noch magischer Ort.  Wer wollte, konnte sich hier auch am Wochenende in Ruhe in seine Studie vertiefen.

Wie waren die Räume zu Ihrer Studienzeit ausgestattet?

Die Ausstattung hielt dem Vergleich mit den anderen Fachklassen an der HfbK, in denen nach der Wende neu berufene Professoren tätig wurden, und vor allem dem Vergleich zu den anderen Hochschulen (Köln, Hildesheim etc.) Anfang der 90er vielleicht nicht ganz stand. Das wesentliche war aber wohlüberlegt und in hoher Qualität vorhanden, Außeneinsätze mit Gerüststellungen, Materialtransporten etc., über die Hochschule gut organisiert.

Bis 1998/99 wurde ja vieles noch weitgehend analog umgesetzt: Handkartierungen, Handaufmaß, analoge Fotografie, Stereomikoskopie mit zwei mobilen für die Wandmalerei angepassten Zeiss-Mikroskopen. In meiner Zeit als Assistentin bei Prof. Leitner, der die Professur 1999 übernahm, wurde die Fachklasse neu ausgestattet, unter anderem ein modernes Computerkabinett und Mörtellabor eingerichtet.

Wie viele Studierende waren Sie und wie hießen Ihre Kommiliton:innen?

In meinem Studienjahr waren tatsächlich acht Student:innen, ziemlich gut aufgeteilt: vier Männer, vier Frauen, vier aus den alten und vier aus den neuen Bundesländern: Susanne Friedmann, Georg von Knorre Roland Lenz, Simone Müller, Mirko Negwer, Eileen Wulff, Thomas Zirlewagen. Alle sind heute noch in ihrem Wunschberuf Restaurator:in tätig. Insgesamt waren wir wohl zirka 50 Studierende.

Welche Studienrichtungen und -inhalte gab es?

Das Studium war in ein zweijähriges Grundstudium und dreijähriges Hauptstudium gegliedert. Im Grundstudium wurden die grundlegenden Kenntnisse zur Kunsttechnologie, Bestands- und Zustandsanalyse, Konservierung, Restaurierung und Dokumentation zunächst in allen drei Fachrichtungen in der Theorie und in der Praxis vermittelt. Eine Entscheidung für die Spezialisierung auf eine der drei Fachrichtungen musste verbindlich erst im zweiten Studienjahr getroffen werden.

Im Hauptstudium wurde das 3. und 4. Studienjahr in der jeweiligen Fachklasse zusammen unterrichtet, im 4. Studienjahr setzte die wissenschaftliche Seminararbeit einen wichtigen Schwerpunkt. Im Rahmen der Diplomarbeit im 5. Studienjahr wurde schließlich eigenständig an einem Praxisobjekt ein Konservierungskonzept entwickelt und in einer Probeachse umgesetzt, im theoretischen Teil ein Thema des Diplomobjektes wissenschaftlich aufgearbeitet. Für die Diplomarbeit stand ein gesamtes Studienjahr zur Verfügung, sowohl die Semiarbeit als auch die Diplomarbeit wurden öffentlich verteidigt.

Im gesamten Grund- und Hauptstudium bildeten natürlich die Vorlesungen und Praktika zu naturwissenschaftlichen Themenkomplexen bei Prof. Hans-Peter Schramm und Dipl.-Ing. Maria Schramm für alle Fachrichtungen einen sehr wichtigen Schwerpunkt. Für naturwissenschaftliche Fragestellungen aus Diplom- und Seminararbeiten haben sich beide im Labor für Archäometrie immer persönlich Zeit für den Einzelnen genommen.

Weitere Studieninhalte waren die Restauriergeschichte und Ethik bei Prof. Ulrich Schießl sowie die kunstgeschichtlichen Vorlesungen von Prof. Walther (Ikonographie) Prof. Badstübner und Prof. Beck (Kunstgeschichte). Ergänzend fanden praxisorientierte Seminare zu Einzelthemen statt wie Transport/Verpackung, die von ehemaligen Absolventen der HfbK (z.B. Christoph Schölzel, Marlies Giebe , Gemäldegalerie Alte Meister) aus der Berufspraxis heraus gehalten wurden, sowie eher allgemein gehaltene berufsvorbereitende Seminare zur Geschäftskunde und zum Vertragsrecht.

Das Fach „Künstlerische Grundlagen“ mit maltechnischen Übungen zu verschiedenen Techniken einzelner Künstler/Kunstepochen (Gunther Jakob) hatte 1993-1999 noch einen relativ großen Anteil an der Ausbildung, im Hauptstudium konnten eine Gemäldekopie bzw. die Wandmalereistudie (Roland Möller, Werner Schellenberg) umgesetzt werden. Ergänzend belegten wir Wahlpflichtfächer im Aktzeichnen, Anatomie, technisches Zeichnen, Schrift oder einen Abgusskurs. Am Ende des 1. Studienjahres fand verpflichtend ein „Pleinair“ in Bad Schandau in der Sächsischen Schweiz unter der Federführung von  Gunther Jakob statt, unvergessen.

Fotos: Freiluftmalerei beim „Pleinair“ in Bad Schandau 1995 mit Gunther Jacob.

Die Studieninhalte im Hauptstudium in der Fachrichtung Wandmalerei habe ich oben schon beschrieben, für den Blick auf die beiden anderen Fachrichtungen Gemälde und Holzskulptur habe ich meine Kommilitonen Thomas Zirlewagen und Susanne Friedman gebeten ein kurzes Schlaglicht auf die Studieninhalte und die jeweilige Fachklasse zu richten:

Susanne Friedmann 
über die
Konservierung und Restaurierung von bemalten Bildwerken, Bildtafeln und Retabeln
bei Prof. Schießl (1993 -2011);
Assistentinnen: Ursula Haller, Renate Kühnen, Corinna Gramatke
Studieninhalte im Hauptstudium waren: Werkstoffkunde, Holzanatomie,  Holzschädlinge (Pilze/Insekten), Holzfestigung, Dekontamination von mit Holzschutzmitteln belastetem Holz, Konservierungstechniken und Kunsttechnologie für bemalte Bildwerke, Bildtafeln und Retabel. 

Durch die Assistenz von Dipl.-Rest. Ursula Haller rückte die Anwendung von Lösungsmittelgelen in den Fokus, einen Forschungsschwerpunkt bildete dabei u.a. die Oberflächenreinigung von ungefassten Gipsoberflächen.

Sicher war prägend, dass wir der erste Studiengang waren, der nach der neuen Diplomstudienordnung studiert hat. Wir waren aufgefordert dazu Rückmeldung zu geben und hatten damit das Gefühl mitgestalten zu können. Das bedeutete eine sehr bewusste Auseinandersetzung mit bestehenden Strukturen und neu eingeführten Veränderungen.

Ich habe am Unterricht von Herrn Schießl geschätzt, dass er in großen Zusammenhängen gedacht hat und viele auch internationale Projekte angestoßen hatte. Es war ihm wichtig über den Tellerrand Hochschule hinweg zu schauen: Netzwerkarbeit, Kooperationen und Austausch mit anderen Hochschulen (Wien, Bern, Paris, Oslo, Krakau...) oder Forschungseinrichtungen und praxisnahe Arbeitseinsätze, z.B. eine Notbergung einer Kirchenausstattung in Zittau, aber auch die Vermittlung von Praktika in Ägypten, waren Teil des Studiums.

Im Atelierunterricht legte er uns nahe neben den kunsttechnologischen Aspekten immer auch die Restaurierungsgeschichte und Restaurier-Ethik eines Objektes im Blick zu behalten, die „Charta von Venedig“ war Pflichtlektüre. Sprache war ihm ein großes Anliegen: „Was verbirgt sich hinter den Begriffen: Restaurierung, Konservierung, Renovieren etc.?“

Ich erinnere mich noch, wie er mit uns Studierenden zusammen einen Eintrag im Duden zu diesen Begriffen neu erarbeitet hatte. Prof. Schießl war überall involviert und engagiert als Fachklassenleiter, als Rektor der HfBK, bei ICOM oder dem Restauratoren-Verband.
Thomas Zirlewagen 
über die
Konservierung und Restaurierung von Gemälden auf Leinwand
bei Prof. Heiber (1993-2009)
Schwerpunkte der Studieninhalte waren: Beobachtung und mikroskopische Untersuchung, Technologie von textilen Bildträgern und Gemälden als Materialgefüge, Restaurierung von Leinwandverletzungen/Rissverklebung, Malschichtfestigung, Wirkung von Farboberflächen, Reinigung, Firnisbehandlungen und -abnahme; Frage nach dem „Original“ und der Intention des Künstlers.

Die Zielsetzungen in Methodik und praktischem Atelierunterricht würde ich so zusammenfassen:

Im Zentrum stand immer das Kunstwerk. Im Atelierunterricht erfolgte eine maximale Annäherung an die restauratorische Problemstellung. Zunächst mit der Formulierung einer besten Lösung (als Utopie) um dann eine individuelle Problemlösung  zu erarbeiten (die dieser Utopie am nächsten kommt) bei gleichzeitig minimalem Eingriff in die originale Substanz.
Einfache Lösungen nach Rezeptbüchern kamen selten zur Anwendung, sie dienten bestenfalls als Ausgangspunkt für weiterführende Diskussionen – frei nach den Leitsätzen „Keine Angst vor Komplexität!“ und „Let’s fail better!“.

Herr Heiber und Frau Demuth pflegten einen sehr interaktiven Unterricht, auch in sogenannten Vorlesungen wurde viel und lustvoll diskutiert. Stille Zuhörer waren ihm auf Dauer suspekt und wer sich nicht aktiv (intellektuell) beteiligte, hatte bisweilen einen schweren Stand.

Sinnbildlich dafür hing in den Räumen das Multiple von Joseph Beuys mit dem Text: „Wer nicht denken will fliegt raus (sich selbst)“. Der Lohn für die Mühen war die Teilhabe am schier unerschöpflichen, praktischen Erfahrungsschatz des Professors, seiner Neugier und seinem Forscher- und Erfindergeist.

Gab es während Ihrer Studienzeit in Dresden Ereignisse, die zwar nichts mit Restaurierung zu tun hatten, Ihnen aber gut im Gedächtnis geblieben sind?

Der Wiederaufbau der Frauenkirche hat mein Studium begleitet. Zu Beginn lagerten die Steine noch unten an der Elbe, prägte die Ruine das Stadtbild, die Baustellenbesuche während des Studiums und meiner Assistentenzeit waren sehr spannend.

Sehr einprägend war aber auch der umfassende und tiefgreifende Wandel des Stadtbildes, den wir über die Jahre mit erlebt haben und der in der Dresdner Bürgerschaft auf einzelnen Veranstaltungen sehr kontrovers diskutiert wurde. Eine sehr intensive Zeit mit vielen Umbrüchen und Brüchen in der Gesellschaft, die auch an der Hochschule deutlich zu spüren waren.

Sehr beeindruckt haben mich die öffentlichen Seminar- und  Diplom-Verteidigungen der höheren Semester. In Erinnerung werden natürlich auch immer die großen Feste und die kleinen Partys der Hochschule bleiben.

Ihr persönlicher Lieblingsort in Dresden?  

Auf jeden Fall die Elbe und die Elbauen, der Zwinger.

Wie gestaltete sich der Austausch national und international?

Der Austausch mit den Fachhochschulen Hildesheim und Köln war durch mehrere Treffen, den die Wandmalerei-Professoren Möller, Dasser und Hammer damals organisierten, tatsächlich sehr gut. Es war inspirierend, die anderen Hochschulen zu besuchen, die verschiedenen Schwerpunkte kennen zu lernen, sich mit den Studierenden auszutauschen, neue Anregungen/Entwicklungen aufzugreifen.

Professor Möller hat internationale Vortragende aus Italien, Österreich, Georgien zu aktuellen Konservierungsfragen eingeladen, eine Teilnahme war auch schon aus dem Grundstudium heraus möglich. Wir hatten außerdem auch Gaststudenten aus Köln, Hildesheim und Wien in unserer Fachklasse.

Haben Sie weiterhin Kontakt zu Kommiliton:innen, Dozen:tinnen und der Hochschule?

Professor Möller ist 2017 leider verstorben. Bedingt durch ein Restaurierungsprojekt an den Halberstädter Chorschranken gehe ich tatsächlich zur Zeit einen Teil seiner handschriftlichen Unterlagen aus den 1960er Jahren zu diesem Projekt noch einmal durch.

Mein Studienjahr hat sich nach dem Diplom über ganz Deutschland verteilt: Berlin, Karlsruhe, Leipzig, Lübeck, Rostock, Stuttgart, Zeitz, Zürich. Man trifft die Kommilitonen eher auf Tagungen und VDR- Veranstaltungen wieder. Durch die jahrgangsübergreifende Fachklassenstruktur hat sich aber ein kleines  Netzwerk aus Freiberufler:innen im Raum Dresden/Leipzig ausgebildet.

Das Alumni-Treffen der Fachklasse Wandmalerei, das von Prof. Santner und Elke Schirmer an der HfBK im vergangenen Herbst 2023 ausgerichtet wurde, war eine wirklich schöne Initiative, eine Veranstaltung, die wir wohl alle sehr genossen haben, ich würde mich über die Fortsetzung sehr freuen…

Wie viele Praxiseinheiten gab es vor und während des Studiums?

Ein dreijähriges Praktikum vor Aufnahme des Studium war verpflichtend.
Während des Studium mussten drei Pflichtpraktika in den Semesterferien absolviert werden.

Das Studium selbst war praxisorientiert ausgerichtet:  Während an zwei Tagen in der Woche die Vorlesungen und Seminare stattfanden, waren drei Tage den 6-8 wöchigen Praxiseinheiten vorbehalten: Im Grundstudium waren dies Praxisblöcke zur Untersuchungs- und  Konservierungstechnik an gefassten Bildwerken aus Holz und an Leinwandgemälden  (Prof. Ivo Mohrmann, Dipl.-Rest. Ingo Timm) im  Atelier des Grundstudiums und ein Praxiseinsatz mit Prof. Möller auf Schloss Rochlitz.

Im Hauptstudium fanden die konservierungstechnischen Praxiseinheiten meiner Fachklasse vor allem auswärts  u.a. auf Schloss Rochlitz, auf Schloss Neuenburg (Freyburg an der Unstrut) etc. statt.  Diese Praktika auf der „Baustelle“ mit Übernachtungen vor Ort, der ganzen Organisation und Logistik waren eine gute Vorbereitung auf die Berufspraxis.

Ergänzend zu den konservierungstechnischen Übungen fanden Laborpraktika zur Pigment- und Bindemittelanalyse, zur Strahlendiagnostik und zur Photographie statt.

Welche großen Namen aus der Restaurierung aus Ihrer Studienzeit fallen Ihnen ein?

Hans-Peter Schramm, Maria Schramm, Roland Möller, Ulrich Schießl, Winfried Heiber, Andreas Arnold, Christine Bläuer-Böhm, Karin Petersen, Heiner Siedel. Die Landeskonservatoren Gerhard Glaser und Heinrich Magirius. Hartmut Ritschel, Gerhart Pasch, Thomas Danzl. Die freiberuflichen Restauratoren Mechthild Noll-Minor, Erik Stenzel & Sven Taubert und viele andere, bei den wir in den Semesterferien gearbeitet haben. 

International:  Sabino Giovannoni (Opificio delle Pietre Dure, Chefrestaurator im Consorzio Brunelleschi), Prof. Luigi Dei (Università di Firenze, Florenz),  Mauro Matteini (OPD)….

Ihr Lieblingsgericht in der Mensa oder Ihr alternatives Lieblingsmittagsdomizil?

Am Anfang waren wir in irgendeiner Mensa (..bei der Post?…), das war eher eine Notlösung. Der wunderbare Innenhof und das Café im Seitenflügel an der Dürerstraße waren schnell absolute Lieblingsorte. Das Café wurde betrieben unter den verschiedensten Leitungen, zunächst als studentische Initiative zusammen mit den Bühnenbildnern, Theatermalern und -plastikern, zum Teil haben auch wir am Anfang selbst gekocht, man konnte sich eintragen für einen Tag, ein Gericht aussuchen, kochen und verkaufen.

Was wünschen Sie dem Studiengang in Dresden zum 50. Jubiläum?

Natürlich viele engagierte Studierende, tolle Praxisobjekte mit spannenden Aufgaben und innovativen Lösungen, die großen Themen wie Prävention, Erhaltung und Nutzung, Klimaproblematik etc. werden uns nie verlassen…. einen  starken Auftritt, der auch berufsfernen Personen vermittelt, was wir machen und wie wichtig die Bewahrung von Bau- und Kunstdenkmälern  für unsere Gesellschaft ist.

Ganz aktuell wünsche ich mir einen sehr entschiedenen Auftritt, wenn es um die Erhaltung unseres Berufstandes geht.

Die Fragen stellten für den VDR Patricia Brozio und Mirjana Preibusch.

In der Serie 50 Jahre Restaurierungsstudium – Fragen an Alumni aus 5 Jahrzehnten sind bislang außerdem erschienen:
Marlies Giebe über Anfangsjahre an der HfBK Dresden
Annemarie Huhn über das Studium in den 2000ern
Weitere Teile folgen über das laufende Jahr 2024.

Zur Person Daniela Arnold:

Berufliche Stationen:

  • 1989-1991 Studium der Kunstgeschichte, Romanistik an der Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität, Bonn
  • 1989-1994 Ausbildung/Studium in Florenz an der Universitá Internationale dell´Arte e Restauro, in der Werkstatt für Restaurierung von Wandmalerei und Stein „Cellini s.r.l.“ und im Consorzio Brunelleschi
  • 1994-1999 Studium der Restaurierung in der Fachklasse Wandmalerei und historische Architekturfarbigkeit an der Hochschule für Bildende Künste Dresden bei Prof. Möller, Abschluss: Diplom
  • 1999-2001 wissenschaftliche Assistentin an der HfBK Dresden in der Fachklasse Wandmalerei von Prof. Leitner
  • seit 2001 bis heute freiberufliche Tätigkeit in den Arbeitsbereichen Stein und Stuck, Wandmalerei und Architekturoberflächen mit Sitz in Leipzig
  • mit Auslandsaufenthalten in Rumänien (UNESCO), Libanon (DAI) und Italien (CELLINI srl/Consorzio Brunelleschi)

Engagement im VDR:

  • stellvertretende Sprecherin der Fachgruppe Wandmalerei und Architekturoberflächen
  • Organisationen von verschiedenen Exkursionen und Veranstaltungen im Verband der Restauratoren

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