Junge Restaurator:innen machen sich selbstständig stark_gegründet no.3

Was bewegt junge Restaurator:innen dazu sich selbstständig zu machen? Welche Hoffnungen, Wünsche und Ängste haben sie? Wie viel Mut gehört zur Selbstständigkeit? Über diese Themen sprechen wir mit jungen Freiberufler:innen in unserer neuen Serie „stark_gegründet“. In der dritten Folge sprechen wir mit Laura Lun und Veronika Disl. Gemeinsam sind sie „Mona Lisl“.

Gründerinnen: Laura Lun (links) und Veronika Disl – Mona Lisl
Gründungsjahr: 2014
Unternehmenssitz: München
Rechtsform: Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR)
Fachrichtung und besondere Kenntnisse: Archäologische Ausgrabungen, Gemälde, Skulptur, Kirchenausstattung, Altäre, Reliquiare und volkskundliche Objekte, Katalogisierung von Kunstwerken
Studium: Diplom TU München
Web-Präsenz:  https://monalisl.com
Social Media: Instagram, Facebook, LinkedIn, YouTube

Warum haben Sie sich zur Gründung entschlossen?

Laura Lun: Wir hatten einfach Lust darauf, uns selbstständig zu machen. Man ist freier, nicht nur in restauratorischer, sondern auch in unternehmerischer Hinsicht. Alles andere fand ich vergleichsweise langweilig.

Veronika Disl: Mir ging es ähnlich, aber ich war zu Beginn noch in Teilzeit angestellt – wegen der Sicherheit. Als Angestellte kann man sich jedoch seine Aufgaben und Projekte nicht aussuchen und im direkten Vergleich hat mir die Selbstständigkeit besser gefallen. Wir hatten schon während des Studiums die ersten Ideen und sind dann einfach ins kalte Wasser gesprungen.

Wie kam es dazu, dass Sie sich zu zweit zusammengetan haben?

Laura Lun: Wir haben uns während der Aufnahmeprüfung für das Studium kennengelernt, haben ein Praktikum in Florenz und auch sonst viel zusammen gemacht. Wir sind gut befreundet, ergänzen uns aber auch in unseren Eigenschaften. Ich presche zum Beispiel gerne vor, während meine Kollegin dann vorsichtiger an die Sache herangeht. Ich glaube, es stärkt einen sehr, wenn man zusammen arbeitet.

Veronika Disl: Gemeinsam ist es auf jeden Fall leichter und einfacher, man findet immer eine Lösung für die anstehenden Probleme. Eine respektvolle Kommunikation miteinander ist uns dabei ganz wichtig. Aber auch die Offenheit nach außen pflegen wir und haben uns ein Netzwerk aufgebaut. Auf Baustellen und Tagungen zum Beispiel lernt man viele nette Leute kennen.

Welche, auch mentale, Hürden mussten Sie möglicherweise überwinden?

Laura Lun: Es gab schon einige Hürden, denn wir waren zu Beginn relativ blauäugig. Zum Beispiel hatten wir von Kalkulation wenig Ahnung und das Einstehen für unsere Preise ist uns richtig schwer gefallen. Da haben wir viele Fehler gemacht und auch viel gelernt.

Veronika Disl: Ja, im Studium gab es mal eine Vorlesung zu Rechtsthemen, aber wie man richtig kalkuliert, war uns nicht klar. Etwas mehr BWL-Hintergrund wäre schon gut gewesen. Das haben wir dann in einem Existenzgründerseminar nachgeholt. Seit der Pandemie ist das unserem Eindruck nach nochmal härter geworden, denn viele Kolleg:innen drücken die Preise und unterbieten sich gegenseitig. Dieses System zu durchbrechen ist ganz schön schwierig, denn jeder will für sein Auskommen sorgen. 

Wie machen Sie Werbung und Akquise für Ihr Unternehmen?

Laura Lun: Am Anfang kostet es etwas Überwindung sich zu präsentieren. Das geht wahrscheinlich vielen Restaurator:innen so, aber man gewöhnt sich daran. Zuerst haben wir uns eine eigene Homepage gemacht. Als nächstes haben wir unseren Mut zusammengenommen und uns mit einer Mappe beim Amt für Denkmalpflege in München vorgestellt. Insgesamt nehmen wir einige unterschiedliche Möglichkeiten wahr, um auf uns aufmerksam zu machen. So haben wir uns beim Tag der offenen Tür in unserem Gewerbehof eingeklinkt und Flyer verteilt oder haben unsere privaten Autos mit Werbung beklebt. 

Veronika Disl: Durch unsere Werbung wurde auch eine Restauratorin aufmerksam, die sich dann 2016 initiativ bei uns beworben hat. Die Hilfe konnten wir gut gebrauchen, so dass sie zunächst freiberuflich und dann angestellt bei uns eingestiegen ist. Wir haben auch immer mal wieder Praktikant:innen oder Erasmus-Studierende bei uns gehabt. Inzwischen haben wir zwei Festangestellte und arbeiten mit einem Netzwerk an Subunternehmern zusammen, die viele Fachrichtungen abdecken. Natürlich bilden wir uns auch selbst weiter, das gehört in unserem Beruf dazu.

Wie kann der VDR als Berufsverband junge Gründer:innen unterstützen?

Laura Lun: Nachhilfe in BWL können sicher viele selbstständige Restaurator:innen und Gründer:innen gebrauchen. Dass Seminare zu diesen Themen angeboten werden, halten wir für wichtig. 

Veronika Disl: Aber auch solche Serien wie diese können dazu beitragen, dass man sich bestätigt fühlt in dem Wunsch oder Plan nach Selbstständigkeit. 

Wie würden Sie Ihren Kolleg:innen Mut zur Gründung machen?

Veronika Disl: Sich trauen, einfach machen, ausprobieren.

Laura Lun: Wir sagen immer, – auch wenn es etwas kitschig klingt – dass alles möglich ist. Wichtig ist aber, dass man losläuft und Schritt für Schritt den Berg besteigt, der Weg dahin findet sich. Am Ende hat man eine tolle Aussicht von oben. Genauso wichtig ist es aber auch, dass man sich Hilfe sucht, wenn man an seine Grenzen kommt.

Vielen Dank für das Gespräch. Die Fragen stellte Gudrun von Schoenebeck aus der VDR Online-Redaktion.

Laura Lun (links) und Veronika Disl
Ein pfiffiger Name, der konsequente Einsatz eines einprägsames Logos auf Arbeitsgeräten und Arbeitskleidung sowie eine starke Präsenz in den sozialen Medien fallen bei Mona Lisl sofort auf.

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